Donnerstag, 24. Januar 2013

San Sebastian de La Gomera, 24. Januar 2013



Nach wie vor liegen wir hier und fühlen uns vertraut mit diesem angenehmen Städtchen.


Die vielen Feiertage sind endlich, so will man meinen, vorbei. Das gilt aber nicht für Spanien und die Kanaren. Nach dem Weihnachtlichen Höhepunkt am 6. Januar wurde der umfängliche Christbaumschmuck zwar abgebaut, die Festivitäten gehen aber weiter. Am letzten Wochenende wurde hier das San Sebastian-Fest lautstark gefeiert. Familien, Vertretungen aus den Tälern und Dörfern der Insel und Trachtengruppen kamen mit geschmückten Wagen und haben auf den hiesigen Plätzen wahre Lager aufgeschlagen. Stühle, Tische und Berge von Essen zur eigenen Versorgung wurden an vielen Ecken aufgebaut.


Überall wurde gleichzeitig Gitarre gespielt und gesungen, was wegen der überlauten Anlage der Hauptbühne teilweise nur optisch zu genießen war. Am Abend wurde zu traditioneller Volksmusik getanzt. Die Männer mit Hut, die Frauen in Tracht. Es waren so viele Menschen, dass die Ausländer kaum oder nur am Rande in Erscheinung traten. Das ist ja auch mal ganz gut so. Neben dem wirtschaftlichen „Segen“ sind die ausländischen Touristen für viele bestimmt auch ein Fluch. Gerade bei den traditionellen Feiern sind sie besonders gerne mittendrin, mit ihrer komischen Kleidung und ihren Kameras. Wir gehören natürlich auch dazu, wenn auch manchmal mit gemischten Gefühlen.


Schlafen war jedenfalls wieder einmal nur mit gut sitzenden Ohropax möglich.
Inzwischen ist wieder Ruhe eingekehrt. Bald kommt aber der Karneval, der hier sehr ausgiebig gefeiert werden soll. Die Empfehlungen der Erfahrenen: unbedingt dabei sein bzw. auf jeden Fall die Flucht ergreifen.


Mit Hans und Jule sind die vorerst letzten, die uns in den letzten Wochen besucht haben, wieder abgereist. Es war eine schöne Zeit.
Wir sind natürlich wieder gewandert und umhergefahren und die Zeit ist schnell vergangen.


Petra ist für fast zwei Wochen nach Hamburg geflogen und trotz der Kontakte im Hafen ist es nun etwas einsamer geworden. Es ist doch ungewohnt, alleine an Bord zu sein.

Mit Werner, dem anderen Strohwitwer, war ich gestern wieder im Valle Gran Rey spazieren; einmal durch das ganze Tal. Wir sitzen auch sonst häufig zusammen, beraten technische Fragen oder plaudern über alles Mögliche.


Ansonsten versuche ich seit Tagen das Amateurfunk-Email-Programm RMS Express zu aktivieren. Es will aber nicht so recht. Eine Email an mich selbst habe ich immerhin damit mit Erfolg versendet.
Seit dem bricht das Programm immer nach einiger Zeit den Vorgang ab und keine Mail geht raus oder rein. Das mag am schlechten Standort hier im Hafen liegen. Ich bleibe dran.





Mittwoch, 2. Januar 2013

San Sebastian de La Gomera, 2. Januar 2013



Gestern Nachmittag sind wir wieder einmal mit dem Bus über die Insel gefahren. Wir saßen in der ersten Reihe und mussten uns immer wieder gut festhalten, wenn der Fahrer das große Gefährt durch die engen Kurven zwang. Das eine oder andere Mal  mussten wir trocken schlucken, z.B. wenn uns an einer unübersichtlichen Stelle ein winzig kleines Mietauto überraschend entgegen kam. Vollbremsung auf beiden Seiten, wobei  der Schreck den Touristen deutlicher anzusehen war. Die Strasse ist teilweise kaum breiter als der Bus. Da muss schon mal rückwärts bis zur nächsten Ausbuchtung zurück gefahren werden.


In über 1000 Meter fuhren wir teilweise durch dichten Wolkennebel, zwischendurch aber immer wieder mit grandiosem Blick in die tiefen Schluchten und bis zum Meer.


Gekommen sind wir vom Valle Gran Rey, wo wir mit Freunden Silvester gefeiert haben. Zu sechst waren wir erst essen, bevor wir dann zur Party nach Vueltas gezogen sind. Aufgespielt hat eine Band aus Teneriffa, die nach einiger Zeit feststellen musste, dass kaum jemand  ihre Sprüche zwischen den Merengue-Stücken verstehen konnte: es waren fast nur Deutsche auf dem Platz. Sie wechselten ins englische.


Insgesamt war aber nicht sehr viel los im Valle.
Später, in der Ferienanlage, wo wir bei unseren Freunden übernachten konnten, hat uns nur das Meeresrauschen in den Schlaf begleitet.
Es war sehr schönes Silvester. 


Nun sind wir wieder an Bord in San Sebastian, wo wir nun über fünf Wochen liegen. Wir haben aber noch nicht das Gefühl weiter zu müssen. San Sebastian und die Insel La Gomera bieten das ideale Pflaster für einen langen Aufenthalt. Ein überschaubares Städtchen mit (fast) allem was man braucht, mit in aller Regel freundlichen Menschen, mit allerlei kulturellen Aktivitäten und einem Yachthafen direkt am Platz.


Die Insel mit einer grandiosen Landschaft und mit guten Busverbindungen zu den diversen Orten und bescheidenen Städtchen, von denen man zu schönen Wanderungen starten kann.


Außerdem waren wir praktisch ohne Unterbrechung umgeben von Familie, Freunden und Bekannten, die teils auf Kurzurlaub hier waren bzw. noch sind, oder auch länger hier leben. Dazu kommen die Seglerpaare die wir schon von vorigen Abschnitten kannten oder die wir hier im Hafen kennen gelernt haben. 


Natürlich haben wir mit allen Ausflüge unternommen und sind auf unterschiedlichen Pfaden durch die Insel gewandert. Meistens indem wir mit dem Bus in die Berge gefahren sind, um von dort zu einem der Orte im Westen oder Norden zurück zu wandern. Das sind meist Höhenunterschiede von 600 bis 1000 Meter, teilweise auf steilen Wegen. Es waren schöne Wanderungen, vor allem durch das tolle Bergpanorama und die weite Sicht. Vom Garajonay, dem höchsten Punkt Gomeras (1450 m), konnten wir im Rundblick vier weitere Inseln sehen: La Palma, El Hierro, Tenerife und Gran Canaria.

Die Waldbrandschäden sind allerdings beträchtlich. Manchmal sieht man nichts als schwarze Bergrücken und verkohlte Waldreste.
In anderen Gebieten ist der Urwald aber nicht betroffen und man wandert durch einen dichten Wald aus moosüberzogenen Lorbeerbäumen und Baumheide, mit plätschernden Bächen und plötzlichen tiefen Felsschluchten. Irgendwann nach langem Bergabwandern, blickt man wieder auf kleine bewirtschaftete Felder und einzelnen Häusern, bevor man, weitere hunderte Meter tiefer, auf einen Ort und auf eine sich durchs Tal windende Strasse stößt, die einen schließlich zu einer Bushaltestelle und einer Bar führt.


Obwohl anstrengend, waren diese Wanderungen bisher immer sehr schön. Wir werden bestimmt noch einige unternehmen. Zumal weitere Besuche ins Haus bzw. ins Boot stehen.
Was uns weiterhin stark beschäftigt, ist die Planung für den weiteren Reiseverlauf.  Nachdem wir uns vor zwei Wochen für die Fortsetzung unserer Reise zu den Kapverden und Brasilien entschieden haben, sind wir uns noch nicht über die genaue zeitliche Planung im Klaren. Die Rückreise würde uns über Guayana und die Karibik führen und dafür kommen nur bestimmte Monate im Jahr infrage. Außerdem haben wir noch so viel Zeit um darüber nachzudenken, dass sich auch immer wieder Bedenken einschleichen. Wir werden uns also noch ein bisschen Quälen. Spätesten aber wenn Petra in zwei Wochen nach Deutschland reist, sollten wir wissen, welche Seekarten sie mitbringen muss.
Ansonsten versuchen wir uns so gut es geht zu informieren und uns Berichte anderer Segler anzuhören oder darüber zu lesen.
Wir werden berichten.