Gestern begann der Morgen
stark bewölkt. Nach der kurzen Dämmerung
drangen die ersten Sonnenstrahlen kurz nach acht fächerartig durch die
Wolkenlücken.
Noch 40 sm bis Porto Santo. Nach der dritten Nacht auf See
freuten wir uns auf den nahenden Hafen. Um 9:00 Uhr konnten wir die hohen Berge
der Insel im Dunst erkennen.
Es war aber schon Nachmittag, als wir schließlich
die kleine Insel Ilha de Cima mit dem Leuchtturm rundeten und in die Bucht und
den Hafen von Porto Santo fuhren. Eine
grandiose Landschaft, die wir nicht erwartet hatten. Ein weiter Sandstrand,
umschlossen von hohen schroffen Bergen, alles sehr karg.
Der Ort Porto Santo in
der Mitte der Bucht, mit einer Anlegebrücke und viel Grün zwischen den Häusern.
Letzten Dienstag um 10:00
Uhr haben wir Lagos verlassen, nachdem wir am Tankstellenponton unseren
Dieselvorrat aufgefüllt hatten. Vor uns lagen die 450 sm bis Madeira bzw. Porto
Santo, der kleineren Nachbarinsel. Der Wetterbericht hatte eine Überfahrt mit
mäßigen Winden vorhergesagt (12 bis 17 kn aus NW bis N) mit nur schwachem Wind
am letzten Tag der Reise. Gute Bedingungen also für Segler mit schwachen
Nerven. Trotzdem waren wir angespannt. Draußen haben wir noch auf die „Pura Vida“
gewartet, die etwas später endlich auch aus der Flusseinfahrt kam.
Erst ging es bei völliger
Windstille an der Küste entlang Richtung Ponta de Sagres. Dort, an der südwestlichten Spitze Portugals setzte der vorhergesagte Wind ohne Übergang
ein. Wir setzten die Segel und die Fahrt ging los. Erst kreuzten wir problemlos
das weitläufige Verkehrstrennungsgebiet, das die Schifffahrt zwischen der
Strasse von Gibraltar und Nordeuropa regelt. Große Containerschiffe und
Autotransporter befuhren den vorgeschriebenen Weg mit großem Abstand, so dass
wir unseren Kurs nach Südwest nicht zu korrigieren brauchten.
Es war ein sehr schöner
Segeltag, der Windpilot übernahm zuverlässig das Steuern. So, dachten wir, kann
es ewig weitergehen. Abends, in der kurzen Dämmerung, erinnerten uns einige
etwas stärkere Böen daran, für die Nacht ein Reff in das Großsegel zu binden.
Um halbneun war es dunkel
und ein großartiger Sternenhimmel breitete sich über uns aus. Da fast Neumond
war, kam die dünne Sichel erst um 5:00 Uhr über den Horizont.
Für die erste Nacht hatten
wir uns einen Zwei-Stunden Rhythmus vorgenommen. Abwechselnd saßen wir im
Cockpit und beobachteten ab und zu Kurs, Windrichtung und Geschwindigkeit, blickten
von Zeit zu Zeit über den Horizont und ließen ansonsten die Gedanken schweifen.
Viel gab es nicht zu tun.
Oder wir lagen während
dieser Zeit auf der Salonkoje und versuchten zu schlafen, was in dieser ersten
Nacht kaum gelang.
Entsprechend müde waren
wir am ersten Morgen auf See. Der Wind hatte aufgefrischt, die Wellen waren
kabbelig und das Leben an Bord ungemütlicher. Die Vorstellung, noch weitere
drei Tage aushalten zu müssen, etwas bedrückend. Wir überlegten, was ein
Transport unserer Santos als Decklast auf einem Frachter zurück nach Europa
wohl kosten würde.
Als die Sonne höher stieg,
stieg auch wieder das Wohlbefinden und wir freuten uns darüber, schon mehr als
24 Stunden unverändert nach Südwest zu segeln ohne kaum in die Segelstellung
oder das Ruder eingreifen zu müssen. So verging der Zweite Tag und die folgende
Nacht, in der wir unsere Schlafzeiten besser nutzen konnten. Trotzdem war die
Nachtwache lang und es war vor allem gegen Morgen schwer die Wachzeit ohne
ständiges Einnicken zu überstehen.
Gegessen haben wir wenig,
vor Allem Müsli oder Yoghurt mit frischen Früchten und ab und zu ein Brot. Am
Abend gab es etwas Warmes.
Der dritte Tag verlief
ähnlich, wobei der Wind, wie vorhergesagt, gegen Morgen soweit nachließ, dass
wir den Motor zur Hilfe nehmen mussten.
Abgesehen vom ersten Tag,
an dem wir Besuch von einer Gruppe Delfine hatten, gab es während der Fahrt
wenig zu sehen, außer Himmel und Wasser und auch sonst wenig Ereignisse. Diese
Elemente zeigten sich aber auf schönste Weise, der Himmel meist klar oder mit
unvorstellbar vielen Sternen, das Wasser von einem unglaublichen Blau.
Meist saßen wir im Cockpit
oder lagen auf der Koje und ließen die Zeit vergehen. Insgesamt war es eine angenehme
Überfahrt. Wir fühlten uns immer sicher und auch körperlich ging es uns
wesentlich besser als während der Überquerung der Biskaya.
Zweimal am Tag hatten wir
Kontakt zu unseren Amateurfunk-Seelotsen, die zuverlässig in Deutschland an
ihren Funkgeräten saßen, unsere Position verfolgten und uns mit ausführlichen Wetterinformationen
versorgten. Dabei hatten wir auch Funkkontakt zu einem anderen Segler auf dem
Weg hierher, den wir inzwischen auch persönlich kennen gelernt haben.
Hier im Hafen liegen heute
fünf Deutsche Schiffe, vier davon mit dem Trans-Ocean-Wimpel in der Saling. Zum
ersten Mal entwickelt sich eine kleine Gemeinde von Langzeitseglern, die wir
schon viel früher erwartet hatten. Alles Paare in unserem Alter oder etwas
jünger, mit denen man sich durch die gemeinsame Situation schnell verbunden
fühlt.
Eine Woche wollen wir hier
bleiben und dann die nächste Strecke bis zu den Kanaren angehen, wo auf
Graciosa die Familie mit den heiß ersehnten Enkeln kommt.
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