Samstag, 15. September 2012

Porto Santo, 15. September 2012


Gestern begann der Morgen stark bewölkt. Nach der kurzen Dämmerung  drangen die ersten Sonnenstrahlen kurz nach acht fächerartig durch die Wolkenlücken. 
Noch 40 sm bis Porto Santo. Nach der dritten Nacht auf See freuten wir uns auf den nahenden Hafen. Um 9:00 Uhr konnten wir die hohen Berge der Insel im Dunst erkennen.


Es war aber schon Nachmittag, als wir schließlich die kleine Insel Ilha de Cima mit dem Leuchtturm rundeten und in die Bucht und den Hafen von Porto Santo fuhren. Eine grandiose Landschaft, die wir nicht erwartet hatten. Ein weiter Sandstrand, umschlossen von hohen schroffen Bergen, alles sehr karg. 


Der Ort Porto Santo in der Mitte der Bucht, mit einer Anlegebrücke und viel Grün zwischen den Häusern.
Letzten Dienstag um 10:00 Uhr haben wir Lagos verlassen, nachdem wir am Tankstellenponton unseren Dieselvorrat aufgefüllt hatten. Vor uns lagen die 450 sm bis Madeira bzw. Porto Santo, der kleineren Nachbarinsel. Der Wetterbericht hatte eine Überfahrt mit mäßigen Winden vorhergesagt (12 bis 17 kn aus NW bis N) mit nur schwachem Wind am letzten Tag der Reise. Gute Bedingungen also für Segler mit schwachen Nerven. Trotzdem waren wir angespannt. Draußen haben wir noch auf die „Pura Vida“ gewartet, die etwas später endlich auch aus der Flusseinfahrt  kam.
Erst ging es bei völliger Windstille an der Küste entlang Richtung Ponta de Sagres. Dort, an der südwestlichten Spitze Portugals setzte der vorhergesagte Wind ohne Übergang ein. Wir setzten die Segel und die Fahrt ging los. Erst kreuzten wir problemlos das weitläufige Verkehrstrennungsgebiet, das die Schifffahrt zwischen der Strasse von Gibraltar und Nordeuropa regelt. Große Containerschiffe und Autotransporter befuhren den vorgeschriebenen Weg mit großem Abstand, so dass wir unseren Kurs nach Südwest nicht zu korrigieren brauchten.
Es war ein sehr schöner Segeltag, der Windpilot übernahm zuverlässig das Steuern. So, dachten wir, kann es ewig weitergehen. Abends, in der kurzen Dämmerung, erinnerten uns einige etwas stärkere Böen daran, für die Nacht ein Reff in das Großsegel zu binden. 


Um halbneun war es dunkel und ein großartiger Sternenhimmel breitete sich über uns aus. Da fast Neumond war, kam die dünne Sichel erst um 5:00 Uhr über den Horizont.
Für die erste Nacht hatten wir uns einen Zwei-Stunden Rhythmus vorgenommen. Abwechselnd saßen wir im Cockpit und beobachteten ab und zu Kurs, Windrichtung und Geschwindigkeit, blickten von Zeit zu Zeit über den Horizont und ließen ansonsten die Gedanken schweifen. Viel gab es nicht zu tun.
Oder wir lagen während dieser Zeit auf der Salonkoje und versuchten zu schlafen, was in dieser ersten Nacht kaum gelang.
Entsprechend müde waren wir am ersten Morgen auf See. Der Wind hatte aufgefrischt, die Wellen waren kabbelig und das Leben an Bord ungemütlicher. Die Vorstellung, noch weitere drei Tage aushalten zu müssen, etwas bedrückend. Wir überlegten, was ein Transport unserer Santos als Decklast auf einem Frachter zurück nach Europa wohl kosten würde.


Als die Sonne höher stieg, stieg auch wieder das Wohlbefinden und wir freuten uns darüber, schon mehr als 24 Stunden unverändert nach Südwest zu segeln ohne kaum in die Segelstellung oder das Ruder eingreifen zu müssen. So verging der Zweite Tag und die folgende Nacht, in der wir unsere Schlafzeiten besser nutzen konnten. Trotzdem war die Nachtwache lang und es war vor allem gegen Morgen schwer die Wachzeit ohne ständiges Einnicken zu überstehen.
Gegessen haben wir wenig, vor Allem Müsli oder Yoghurt mit frischen Früchten und ab und zu ein Brot. Am Abend gab es etwas Warmes.
Der dritte Tag verlief ähnlich, wobei der Wind, wie vorhergesagt, gegen Morgen soweit nachließ, dass wir den Motor zur Hilfe nehmen mussten.
Abgesehen vom ersten Tag, an dem wir Besuch von einer Gruppe Delfine hatten, gab es während der Fahrt wenig zu sehen, außer Himmel und Wasser und auch sonst wenig Ereignisse. Diese Elemente zeigten sich aber auf schönste Weise, der Himmel meist klar oder mit unvorstellbar vielen Sternen, das Wasser von einem unglaublichen Blau.


Meist saßen wir im Cockpit oder lagen auf der Koje und ließen die Zeit vergehen. Insgesamt war es eine angenehme Überfahrt. Wir fühlten uns immer sicher und auch körperlich ging es uns wesentlich besser als während der Überquerung der Biskaya.
Zweimal am Tag hatten wir Kontakt zu unseren Amateurfunk-Seelotsen, die zuverlässig in Deutschland an ihren Funkgeräten saßen, unsere Position verfolgten und uns mit ausführlichen Wetterinformationen versorgten. Dabei hatten wir auch Funkkontakt zu einem anderen Segler auf dem Weg hierher, den wir inzwischen auch persönlich kennen gelernt haben.
Hier im Hafen liegen heute fünf Deutsche Schiffe, vier davon mit dem Trans-Ocean-Wimpel in der Saling. Zum ersten Mal entwickelt sich eine kleine Gemeinde von Langzeitseglern, die wir schon viel früher erwartet hatten. Alles Paare in unserem Alter oder etwas jünger, mit denen man sich durch die gemeinsame Situation schnell verbunden fühlt.


Eine Woche wollen wir hier bleiben und dann die nächste Strecke bis zu den Kanaren angehen, wo auf Graciosa die Familie mit den heiß ersehnten Enkeln kommt.



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