Sonntag, 28. Oktober 2012

Gran Tarajal, 28. Oktober 2012

In den letzten Wochen haben die Segelanteile stark abgenommen und die Liegezeiten im Hafen sind deutlich angewachsen. Entsprechend gibt es nicht mehr so viele spektakuläre Ereignisse, über die es zu berichten lohnt. Die Tage vergehen schnell, meistens mit alltäglichen Besorgungen und kleinen Dingen, die geregelt werden müssen. Mehrmahls am Tag kommen befreundete Segler vorbei um etwas zu erfragen oder für einen einfachen Klönschnack. Oder wir besuchen jemanden. Das ist immer sehr nett, aber man schafft einfach wenig. Vorgestern haben wir das Schiff umgelegt, gestern haben wir einen Ausflug gemacht und heute wollen wir duschen. Das geht hier nur auf dem Schiff und das Cockpit muss zur Dusche umgebaut werden. Unter das Schiff tauchen und den Propeller von Bewuchs befreien war auch wieder nötig. Mit solchen Aktionen sind die Tage reichlich gefüllt.

Am 18. Oktober haben wir die Marina Rubicon verlassen und sind an der Isla de Lobos vorbei nach Puerto del Rosario gesegelt. 


Die kleine verschlafene Hauptstadt von Fuerteventura bietet keine Anlegemöglichkeiten für Segelboote. Wir konnten aber an einer geschützten Ecke des Hafens unseren Anker werfen und die Nacht dort verbringen. Am nächsten Morgen staunten wir nicht schlecht, als die große AIDASOL rückwärts an die kleine Pier anlegte und die Passagiere auf den Balkonen in weißen Bademänteln auf uns herunter schauten.


Nach dem Frühstück gingen wir Anker auf, um an der kargen Küste Fuerteventuras nach Gran Tarajal zu segeln, einem kleinen Städtchen an der Ostküste, das einen großen Hafen mit relativ vielen Liegeplätzen für Segelyachten bietet. Der staatliche Hafen hat günstige Liegegebühren und der Ort ist sehr angenehm. Normales kanarische Leben, kaum Tourismus, eine Uferpromenade an der sich das gesellschaftliche Leben abspielt und gute Geschäfte für die tägliche Versorgung. 


Diese Kombination sorgt dafür, dass der Hafen beliebt bei Wanderseglern ist. Also trifft man sie alle: hauptsächlich Franzosen, Engländer, Schweden, Holländer und Deutsche. Einige davon kennen wir näher, viele haben wir schon irgendwo gesehen.


Zweimal haben wir uns mit Seglerfreunden ein Mietauto geteilt und sind über die Insel gefahren. Alles ist sehr karg. In manchen abgelegenen Tälern sieht man die Reste alter landwirtschaftlicher Nutzung, die früher wohl möglich war, wenn auch unter schweren Bedingungen.


Heute wird das teure Wasser offenbar lieber für Touristenressorts oder Golfplätze eingesetzt. 


Diese sind aber glücklicherweise an bestimmten Punkten konzentriert, so dass die Insel insgesamt einen ziemlich beschaulichen Eindruck macht. Die Berge sind nicht so schroff wie auf Lanzarote, aber durch ihre Weitläufigkeit und den unterschiedlichen Pastelltönen schön anzusehen. 


Die Ostseite bietet sich teilweise aber auch nur als endlose steinige und staubige Ödnis.
An der Westseite gibt es Steilküsten und Strände mit toller Brandung, die fest in der Hand der Wellenreiter sind, meist recht kernige Typen. 


Das Wettersystem im Nordatlantik scheint in diesem Jahr etwas gestört zu sein. Erst der Orkan Nadine, der über Wochen mal hier und mal dahin zog. Und auch jetzt kommen immer wieder Tiefdruckgebiete weit in den Süden und sorgen für unpassende Windrichtungen. In der kommenden Woche soll es starke Südwestwinde geben, die wir hier erstmal abwarten wollen.
Dann geht es weiter nach Gran Canaria und Tenerife, beides wieder etwas längere Strecken. 



Mittwoch, 17. Oktober 2012

Marina Rubicon (Lanzarote), 17. Oktober 2012

Nach über drei Wochen auf der sandigen und wilden La Graciosa ist dieser Hafen auf Lanzarote ein kleiner Kulturschock. Der Ort besteht aus Restaurants und Boutiquen die etwas wie Filmkulissen anmuten, umgeben von Hotels und Apartmentanlagen jeder Preislage. In der Mitte des Ganzen liegt der Yachthafen Rubicon. Alles mit viel Aufwand in die steinige Küste gesetzt. Im wahrsten Sinne ein Kunstwerk. 



Playa Blanca, der ursprüngliche Ort am andern Ende der Bucht ist inmitten unzähliger Souvenir-Shops und Gaststätten kaum auszumachen.
Trotzdem genießen wir die Annehmlichkeiten der modernen Marina: schöne saubere und warme Duschen, Strom am Steg, Waschmaschinen, Internet und keine entsanden der Füße vor betreten des Schiffes.


Die Zeit auf Graciosa ist wie im Fluge vergangen. Die gemeinsamen Aktionen, der tägliche Kinderbesuch, die gemeinsamen Mahlzeiten hielten uns immer auf Trab. Nach so vielen Tagen kennt man sich aus, Einkaufen z.B. wird zur Normalität, im Internetcafé wird man gegrüßt und auch der Hafenpolizist tippt freundlich an die Mütze.


Die Schwimmveranstaltung haben wir von der Hafenmole verfolgt. Die Zelte sind wieder abgebaut und die ca. 500 Schwimmer und ihre Gäste haben sich samt Hubschrauber und Motorbooten wieder verzogen.
Ein besonderes Ereignis war eine Einladung zum Paellaessen mit anschließendem Kanarischem Musikabend, organisiert durch den Vermieter der Ferienwohnung. Zunächst gab es eine deftige klassische und sehr wohlschmeckende Paella, mit allen typischen Zutaten. 


Dazu Wein und Rum. Eine Runde von Kanarischen Herren hatte das Kochen übernommen und sich später hauptsächlich um den Rum und die Musik gekümmert, mit sehr unterhaltsamem Ergebnis. Je später der Abend, umso größer die Inbrunst mit der gesungen wurde.


Am letzten Samstag kam schließlich die Stunde des Abschieds von der Familie. Lange wurde auf der Fähre und der Mole gewunken, bis keiner mehr zu erkennen war.
Die Überfahrt von La Graciosa führte uns um den Westen von Lanzarote, die rauere Wetterseite der Insel. Nach der langen Segelabstinenz mussten wir uns erst wieder an die Schiffsbewegungen gewöhnen, die bei dem bestehenden Seegang etwas heftiger waren. Die Brandung schoss in sichtweite an der schroffen Lavaküste empor. Im Hintergrund die Berglandschaft und die Lavafelder, die sich wie schwarze Gletscher zum Meer ergießen. 


Schließlich ging es in Sichtweite von Fuerteventura um die Südwestspitze von Lanzerote herum nach Playa Blanca bzw. in die Marina Rubicon.
Dabei konnten wir schon einen Blick auf unsere nächsten Ziele werfen, die Isla de Lobos und eben Fuerteventura.
Gestern aber haben wir Lanzarote im Mietauto erkundet. Zunächst ging es natürlich in den Naturpark Timanfaya. Dort haben wir, wie fast alle Lanzarote-Besucher, ein Rundfahrt mit dem Bus durch die spektakulären vulkanischen Formationen unternommen. Die heftigen Ausbrüche vor über 150 Jahren haben dort wirklich eine besondere Landschaft hinterlassen.


Danach waren wir in Arrecife, wo wir einen Großeinkauf bei (wir geben es zu) Lidl gemacht haben. Danach waren noch im nahe gelegenen DISA-Werk, wo unsere Gasflasche freundlicherweise aufgefüllt wurde.
Abends ging es wieder zurück aufs Schiff, nicht ohne vorher in einem normalen Supermarkt für das Abendessen einzukaufen.
Lanzerote werden wir als landschaftlich sehr schöne Insel, punktuell durchsetzt mit ordentlichen Ferienressorts, in Erinnerung bleiben.
Und alles perfekt geharkt.



Freitag, 5. Oktober 2012

La Graciosa, 5. Oktober 2012

Seit zwei Wochen liegen wir im Hafen Caleta del Cebo oder La Sociedad, wie der Ort wohl offiziell heißt. Gut, dass wir rechzeitig einen Liegeplatz bei der Hafenbehörde in Gran Canaria reserviert haben. Täglich werden Segler abgewiesen: todo completo heißt es dann. 



Die Ankerbucht an der Playa Francesa ist mit 32 Booten auch gut belegt. Andere Ankermöglichkeiten sind für Segler gesperrt: Naturschutzgebiet.


Inzwischen ist auch die Familie eingetroffen. Wenn wir nicht am Strand oder sonst wie unterwegs sind, turnen die Kinder an Bord herum, rudern Schlauchboot, spielen unter Deck, bekommen etwas vorgelesen, ganz nach Wunsch, Alter oder Erschöpfungsgrad. Abends muss es für sieben Personen Essen geben, im Apartamento, an Bord oder in einem der Restaurants. 


Die Tage vergehen schnell.
Letzten Dienstag hat uns der Vermieter der Wohnung in seinem Landrover um die Insel gefahren und viel über die Lebensbedingungen und die Veränderungen in den letzten Jahren auf Graciosa erzählt. Mittags hat er uns für eine Badepause am Strand von Pedro Barba abgesetzt und später dort wieder abgeholt.


Gestern haben Mark und Tom den ehemaligen Vulkan Montana Amarilla im Süden der Insel erwandert und die tolle Aussicht von oben bewundert. Trotz der nur 165 m eine schweißtreibende Angelegenheit.


Bis auf Freitag und Samstag herrscht hier nachts völlige Ruhe und der aktuelle Vollmond taucht den unbeleuchteten Hafen in blasses Licht. An den Wochenenden hingegen kommen viele Besucher hinzu und die Kneipen an der Wasserfront unterhalten ihre Gäste mit Musik bis zum Morgengrauen. Heute ist Freitag und Ohropax liegt griffbereit.
Diesmal wird es wohl besonders voll. Ein Schwimmwettbewerb steht auf dem Programm. Zahllose Schwimmer überqueren dann den Kanal El Rio zwischen Lanzarote und La Graciosa.
Zur Zeit wird drüben ein Zeltdorf aufgebaut, dass ahnen läst was auf uns zukommt.


Ab Sonntagabend wird es hoffentlich wieder ruhig, und die Einheimischen, die abends vor ihren Häusern sitzen und schwatzen, haben ihren Ort wieder weitgehend für sich.