Mittwoch, 7. November 2012

Las Palmas, 7. November 2012

Das Tief über den Kanaren hat uns kräftigen Südwestwind gebracht, was mit ordentlicher Brandung an den Küsten und entsprechendem Schwell am Steg verbunden war. Außerdem hat es kräftig geregnet. Die Straßen um den Hafen waren stundenlang überschwemmt. Sand und Geröll zeugten von Sturzbächen an ungeplanten Stellen.



Nach zwei Tagen hat sich das Wetter wieder beruhigt und wir konnten an die Weiterfahrt denken.
Vorher haben wir einen Fahrradausflug nach La Playita gemacht, einem Ort etwas nördlich von Gran Tarajal.


Am letzten Freitag schließlich sind wir nach Südwesten aufgebrochen. Geplant war eine Übernachtung in Morro Jable an der Südspitze von Fuerteventura, um die Distanz für die Überfahrt nach Gran Canaria auf 55 sm zu verkürzen. Da für mindestens fünf weitere Tage kein nennenswerter Wind vorhergesagt war, haben wir in kauf genommen die gesamte Strecke motoren zu müssen, was auch so eintrat. Dafür hatten wir ruhiges Wetter und eine wunderschöne glatte See.
Vor der Küste Fuerteventuras haben wir viele Fliegende Fische gesehen, die rechts und links vor unserem harmlosen Schiff flüchteten.
Dabei springen sie flach aus dem Wasser und beschleunigen mit der noch eingetauchten Schwanzflosse um dann etwa 20 Meter weit mit ihren langen Seitenflossen zu segeln. Werden sie langsamer, tauchen sie die Schwanzflosse wieder ins Wasser und geben noch mal Gas. Damit kommen sie locker 50 Meter weit, um dann sichtlich erschöpft zurück ins Wasser zu plumpsen.
Gegen Mittag sahen wir links von uns in etwa 50 Meter Entfernung einen dunklen Rücken mit einer Finne darauf. Das Tier, wir hielten es zunächst für einen Delfin, lag ruhig auf der Stelle. Plötzlich verlängerte sich der Rücken um ein langes Stück nach vorne und es erschien ein Höcker, aus dem der Wal (es war nun offensichtlich einer) zischend ausatmete. Nachdem er einige weitere Male geatmet hatte, sank er geräuschlos ab und verschwand in die Tiefe. Unser zugegebenermaßen emotionalisierte Eindruck war, dass nur der sichtbare Rücken so lang wie unser Schiff war.


Der Motor tuckerte inzwischen ausgekuppelt im Leerlauf und wir waren wirklich bewegt. Natürlich haben wir versucht Fotos zu machen, konnten aber wegen der ganzen Situation (der Wal war wirklich nah) und der Sonne auf dem Display nichts Vernünftiges zustande bringen.
Vor dem Hafen von Morro Jable haben wir überlegt weiter zu fahren und  uns ausgerechnet, dass wir dann um Mitternacht in Las Palmas ankommen würden. Also haben wir uns einen Kaffee gekocht und sind einfach am Hafen vorbeigefahren.
Am späteren Nachmittag beobachteten wir etwas, das sich in einiger Entfernung im Wasser bewegte. Ein großer Fisch? Wir haben den Kurs geändert und konnten zwei große Schildkröten beobachten, die sich eng umkreisten. Eine drehte sich auf den Rücken und ruderte dabei mit einem Bein in der Luft. Wir beschlossen, die beiden in ruhe zu lassen.
Weiter ging es bei ruhigem Wetter und leichter Dünung in die Abenddämmerung hinein auf geradem Weg nach Las Palmas, einem Weg den auch die Fähren auf dieser Strecke ausgewählt hatten. Drei mal kamen die schnellen Katamarane uns genau entgegen oder von hinten auf, um uns dann aber doch freundlicherweise mit größerem Abstand zu passieren.


Ansonsten war es eine angenehme Fahrt, später durch die laue Nacht. Etwa 25 bis 30 Meilen vor Gran Canaria stiegen die Lichter der Orte langsam aus dem Meer auf und wurden immer mehr, je näher wir kamen. Es funkelte und blinkte wie ein riesiger Goldschatz der sich langsam immer höher vor uns auftürmte. Sehr schön.


Später suchten wir uns den Weg zwischen ankernden Frachtschiffen hindurch und an hell erleuchteten Bohrinseln vorbei bis in den Yachthafen, an dem wir kurz nach Mitternacht festmachten.


Seit sechs Tagen sind wir nun in dieser Großstadt, umgeben von Hochhäusern und viel Verkehr. Wäsche waschen, Friseur, Tapas essen und immer wieder einkaufen. 


Außerdem hat ein Mechaniker unseren Motor zerlegt und die Einspritzpumpe entnommen. Das alte Problem mit dem Diesel im Motoröl ist wieder verstärkt aufgetreten. Nun hoffen wir, dass die nötigen Ersatzteile auch tatsächlich zu bekommen sind und wir bald wieder reisebereit sind. 
Ein hilfsbereiter deutscher Radioamateur der „alten Garde“, der seit 30 Jahren hier lebt, hat uns die entsprechenden Werkstätten genannt und uns auch persönlich hingebracht. 


Gestern Abend waren die befreundeten Crews von ELENA und MARLENA bei uns an Bord. Alle hatten leckeres zu Essen beigesteuert und wir haben einige Flaschen geleert.


Obwohl wir uns vielleicht noch auf Tenerife oder Gomera treffen werden rückt der Abschied näher. Alle fahren in die Karibik, über Cabo Verde oder direkt.
Heute sind wir darüber etwas ins Grübeln gekommen.
Wir bleiben aber bei unserer Planung und werden nach wie vor in San Sebastian bis ins kommende Frühjahr bleiben (Stand heute).



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