Mittwoch, 30. Oktober 2013

St. Georges, 30. Oktober 2013


Es regnet. Immer wieder ziehen graue Wolken über die Insel und bescheren uns Schauerböen und Regen. Seit dieser Woche warten wir auf südöstlichen Wind, mit dem wir zu den Grenadinen segeln könnten. Aber der Wind kommt stattdessen aus Nordost, die Richtung in die wir wollen. 


Also könnten die Fenster abgedichtet werden, aber wie soll das gehen, wenn ständig alles nass ist. Da muss eben nach anderen notwendigen Arbeiten Ausschau gehalten werden. Zum Glück gehen diese nie aus.

Seit drei Wochen liegen wir vor St. Georges, gemeinsam mit ca. 30 bis 50 anderen Seglern. Der Ankergrund ist sehr schlecht, bei starkem Wind rutscht der Anker schnon mal über den steinigen Grund und Schiffe kommen sich bedrohlich nah. Auch wir mussten mehrfach umankern, bis wir ein Fleckchen gefunden haben, an dem sich unser Anker dauerhaft eingraben konnte. Überprüfen kann man das, indem man mit Maske und Schnorchel  nach ihm sucht. Das Wasser ist so klar, dass man ihn ohne Schwierigkeiten in 10 m Tiefe sehen kann. Da liegt er dann, mehr oder weniger gut eingegraben und ist umringt von Fischen, die in dem aufgewühlten Grund nach Fressbarem suchen.

In der Mt. Hartmann Bay war ich mit Werner außen am Riff schnorcheln, das erste Mal in diesen Gewässern. Eine hügelige Unterwasserlandschaft aus Korallen, Abgründen, Seegraswiesen und Sandflächen. Viele kleine bunte und auch größere Fische sind zu sehen, Conchmuscheln die über den Grund ziehen und sogar ein Lobster, von dem nur die langen Fühler aus einer kleinen Spalte ragten.

Wir waren natürlich auch auf der Insel unterwegs. Letzte Woche waren wir in den Bergen, sind zu einem See gegangen, den wir dann auf einem mühsamen und sehr schlammigen Pfad umwandert haben. Unsere Sandalen haben sich dabei als nicht empfehlenswerte Fußbekleidung erwiesen. 


Bei diesen und anderen Aktivitäten fahren wir natürlich immer mit einem der vielen Kleinbusse herum. Von Ihnen gibt es eine große Anzahl. Überall flitzen sie herum, immer auf der Ausschau nach potentiellen Fahrgästen. Jede Querstrasse und fast jede Einfahrt werden von Fahrer und Beifahrer beäugt, jeder Fußgänger wird angehupt oder angesprochen.
Besonders wir Ausländer sind einen beliebte Beute. 

Egal, in welche Richtung man unterwegs ist, auf beiden Seiten halten die Busse und fragen, wo wir hinwollen. Egal, was man sagt, sie behaupten immer, auch dort hin zu fahren, jedenfalls früher oder später. Hat man sich in das Fahrzeug hineingezwängt, geht es auch schon mit überlauter Musik und in halsbrecherischer Fahrt los, meist bis in kurzem Abstand das nächste Opfer erspäht wird. Vollbremsung, ggf. 30 m Rückwärtsfahrt, und die Schiebetür wird wieder aufgerissen. Diese Busse fahren oft im Minutenabstand, so dass man immer schnell und günstig  überall hinkommt. 

Als wir in den Bergen Wandern waren, hatten wir etwas Mühe mit der Rückfahrt, weil die Busse bereits voll an uns vorbei kamen. Schließlich hielt doch einer, der augenscheinlich auch voll besetzt war. Der Fahrer stieg aus und hat seine Fahrgäste auf den engen Bänken nach Länge und Umfang so umgruppiert, dass wir vier große Nordeuropäer auch noch ein Plätzchen gefunden haben. Die Fahrgäste stiegen ohne Murren im Bus herum. Ich durfte vorne beim Fahrer sitzen. Er hat mich dann gewissenhaft gebeten, den Sicherheitsgurt anzulegen, der einzige für die ca. 20 Fahrgäste im Hiace-Bus. Und ab ging es Richtung Tal und Hauptstadt, wobei die Federung wegen der Überladung in den Bodenwellen hart durchschlug. 

Schön war auch mein Besuch beim Barbier (für den fälligen Haarschnitt) in einer Seitenstrasse beim Gemüsemarkt. Er war scheinbar etwas überrascht, einen Gringo als Kunde zu haben und musste erst in der Nachbarschaft eine neue Rolle Klopapier kaufen, um damit eine Halskrause für den Umhang zu basteln. Dann ging alles sehr schnell. Mit der Maschine in einigen Bahnen über den Kopf und die Haarpracht war ab. Diesmal wir es länger vorhalten.

Mittwoch, 16. Oktober 2013

St. Georges, 16. Oktober 2013



Seit einigen Tagen ankern wir in einer großen Bucht vor der kleinen Hauptstadt von Grenada. Nach Westen ist die Bucht völlig offen. Wäre die Erdkrümmung nicht, könnte man bis Panama blicken. 



Da der Wind praktisch immer aus Östlichen Richtungen kommt, kann man hier trotzdem ganz beruhigt liegen. Nur die Fallböen und gelegentlich der Schwell können bei ungünstigen Bedingungen die Ruhe etwas beeinträchtigen. 




Mit uns liegen hier etwa 50 weitere Segelboote. Darunter sind auch die Sturdy (Ulla und Werner) und die Mar Lena (Farida und Hubert), die wir ja schon seit den Kanaren gut kennen. Der Einhandsegler Fiete aus St. Pauli liegt auch hier, und einige „Winkbekanntschaften“ sind auch dabei.


Wollen wir in die Stadt, müssen wir mit unserem kleinen Beiboot in einer längeren Fahrt in den eigentlichen Hafen, einer schönen kleine geschützten Bucht, um die sich die Häuser von St. Georges über die Hügel ausbreiten.


Das Klima ist hier deutlich angenehmer als auf Trinidad. Die Temperaturen sind um 3-5 Grad geringer, was besonders nachts angenehm ist. Die Luft ist trockener und es ist nicht so schwül.
Unser Alltag ist wenig aufregend. Wir besuchen uns gegenseitig, besprechen Reiserouten und –ziele, beraten oder helfen uns bei technischen Dingen, holen Wasser, waschen Wäsche, kaufen ein und machen kleine Ausflüge. 




Wir schwimmen mehrmals im klaren Wasser um das Schiff und gehen abends schon mal an Land oder treffen uns auf einem der Boote zum unvermeidlichen Sundowner.


Daneben überlegen wir (wie alle anderen) was man am Schiff verbessern könnte. Eine lautere Alarmhupe (hier wird hin und wieder eingebrochen), eine bessere Cockpit-Dusche (statt der Plastikkanne) oder ein etwas stärkerer Außenbordmotor. Alles zieht natürlich mehr oder weniger große bauliche Folgeprobleme nach sich.


Anfang November ist die Hurrikane-Saison offiziell beendet. Schon jetzt starten täglich Segler zu der Revieren weiter nördlich. Dort wo das Wasser noch klarer, das Meer noch blauer und die Strände noch weißer sind.
Dorthin wollen wir natürlich auch.

Sonntag, 6. Oktober 2013

Chaguaramas, 6. Oktober 2013



Ins Wasser kamen wir dann doch drei Tage später als geplant. Schließlich aber war alles fertig, das Schiff gemalt und poliert, die Opferanoden erneuert, der Propeller geschmiert und auch sonst alles angebaut.


Am Montag wurden wir in den Schlingen des Travel-Lift zum Wasser gebracht und wenig später schaukelte die SANTOS wieder wie gewohnt im Hafen von Chaguaramas.


Nur hundert Meter weiter haben wir den Anker geschmissen um von hier aus noch den anstehenden Großeinkauf und andere Besorgungen zu tätigen. 


Da wir unsere Abfahrt nach Grenada für Anfang der kommenden Woche geplant hatten, blieben uns noch einige Tage hier auf Trinidad.
Die haben wir für einen zweitägigen Ausflug in die Scottland-Bay genutzt, einer urwüchsigen, tropischen Ankerbucht nicht weit von hier.
Auf allen Seiten nichts als satt-grüne Regenwaldhänge, keine Strasse führt dort hin.


Wie bei Geheimtipps üblich, lagen dort bereits einige Segler.
Trotzdem eine grandiose Ruhe. Nur Vögel und Frösche waren in der Nacht zu hören.


Am nächsten Tag allerdings begann das Wochenende und die Bucht füllte sich mit Ausflüglern von der Insel. Vom protzigen Motorboot mit blauer Außenbeleuchtung bis zu offenen Fischerbooten mit ganzen Familien suchten geeignete Liegeplätze ganz nah am Ufer und mit einer Landleine zum nächsten Baum. Dorthin wurden dann die Kühlboxen und die Musikanlage gebracht. Es sollte ja ein schöner Wochenendausflug werden.
Bis spät in die Nacht hörten wir Gelächter und Musik, was aber uns nicht allzu sehr gestört hat.


Als aber am Sonntagvormittag ein Boot mit ca. 30 Personen direkt neben uns festmachte und die Bässe so laut wummerten, dass bei uns die Gläser klirrten, haben wir dann doch Reißaus genommen und sind zurück nach Chaguaramas.


Hier wollen wir heute Abend noch zum Grillen und uns dort von den Seglern verabschieden. Morgen müssen wir Ausklarieren und noch Wasser und Diesel tanken. Am Nachmittag fahren wir los und hoffen Dienstag früh in Grenada anzukommen.