Mittwoch, 30. April 2014

Marigot, St. Martin, 30. April 2014



Die Tage vergehen wie im Fluge. Seit sechs Wochen sind wir auf St. Martin. Die Arbeiten am Schiff sind weitgehend erledigt, die Windsteuerung ist gereinigt, Leinen sind überprüft, Blöcke gefettet, das dritte Reff ist eingerichtet, Getriebeöl kontrolliert, Dieselfilter erneuert, der Rumpf bis zum Kiel gereinigt, ebenso der Propeller.
80 Liter Trinkwasser in Flaschen stehen unter dem Tisch. Milch, Saft und Kaffee füllen die Schapps.  Haushalts- und Klopapierrollen verstopfen die Hundekoje.



Es fehlen natürlich die frischen Sachen. Die werden am letzten Tag gekauft. Diesel- und der Wassertank müssen noch gefüllt werden. Dann könnte es losgehen.



Letzte Woche waren wir auf einem Seglertreffen, bei dem selbsternannte Experten und erfahrene Segler zur Nordatlantikpassage referiert haben: Wetter, beste Route, Kommunikation auf See usw. Abgesehen davon, dass mancher Seebär in völlig unverständlichem Englisch kauderwelschte, war es ganz interessant. Natürlich haben wir uns schon mit den meisten Fragen befasst, aber insbesondere die genaue Route ist immer wieder zu bedenken. Die Großkreisroute (die kürzeste Strecke) führt normalerweise durch ein großes Gebiet mit schwachen Winden oder gar Flaute mitten in das Azorenhoch. 




Man ist also gut beraten, einen nördlichen Bogen zu fahren, der uns Idealerweise auf der Grenze zwischen Azorenhoch und den Tiefs im Norden zu den Azoren führt. Dadurch wird der Weg allerdings länger. Da hoffen wir unterwegs auf die gute Beratung durch Carsten aus Wedel, mit dem wir über das Amateurfunk-E-Mail-Programm in Kontakt zu bleiben hoffen. 
Dazu haben wir einige Tests gemacht. Endgültige Gewissheit, ob auch alles funktioniert werden wir allerdings erst auf See haben, da hier in der Bucht die vielen Masten den Empfang stören.  Langsam füllt sich die Bucht mit Fahrtenseglern aller Nationen. Viele wollen über den Atlantik.


Die Wettervorhersagen zeigen noch ungünstige Bedingungen. Ein großes Flautengebiet steht nördlich von uns. In der kommenden Woche könnte sich das aber ändern. Das müssen wir abwarten, trotz steigender Ungeduld. Irgendwann müssen wir uns allerdings für den Aufbruch entscheiden.


Bis dahin verbringen wir die Zeit mit Ausflügen über die Insel. Auch den Karneval in Philipsburg haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen.


Donnerstag, 10. April 2014

Grand Case, St. Martin, 10. April 2014


Heute sind wir in die Grand Case gewechselt, eine Ankerbucht nur 3,5 sm nördlich von Marigot. Eine kleine Luftveränderung war mal wieder angebracht. Allerdings hat St. Martin diesbezüglich nicht sehr viel zu bieten.


Die Insel ist klein (ca. 15 Km in der längsten Ausdehnung), aber dicht besiedelt. Besonders der südliche, niederländische Teil ist mit Ferienanlagen, Restaurant und Gewerbebetriebe zugepflastert, so zwischen Ballermann und Hamm Süd. Der nördliche, französische Teil ist etwas weniger verdorben und erinnert an französische Provinzstädtchen. Die Hügel in der Umgebung sind recht karg bewachsen. Das Wasser in den Buchten ist aber klar und schimmert in Blau- und Türkistönen. 


Die letzten drei Wochen haben wir in der Marigot Bay verbracht und wenig Aufregendes unternommen. Wir sind einige Male mit dem Bus über die Insel gefahren, z.B. nach Philipsburg wo bis zu 6 Kreuzfahrtriesen gleichzeitig liegen. Das Ortszentrum ist dann eine einzige Duty-Free Meile wo sich tausende von Touristen durchschieben. Oder in den Ortsteil Cole Bay an der Simpson Bay Lagoon, wo große Schiffsausrüster zollfrei Ausrüstung anbieten (der Traum aller Segler) und außerdem alle nur denkbaren Reparaturbetriebe zu finden sind.


Wir waren natürlich auch an der Maho Bay. Dort liegen hunderte rot verbrannte Pauschalurlauber dicht an dicht. Die eigentliche Attraktion sind die großen Flieger, die in nur wenigen Metern Höhe über den Strand donnern, um direkt dahinter auf der Landebahn aufzusetzen. Beim Start der Ferienflieger ist alles in eine Sandwolke gehüllt, Hüte, Sonnenschirme und Handtücher fliegen ins Wasser und mutige junge Männer krallen sich an den Zaun, um nicht vom Kerosin geschwängerten Sturm weggeblasen zu werden. 


Marigot dagegen ist schön beschaulich, die Hauptattraktionen sind die Boulangerie und der Super-U, wo es leckeren Käse und sonstige Köstlichkeiten gibt.


Auch auf einem maritimen Flohmarkt waren wir aktiv und haben das Schiff erfolgreich um ca. 50 kg erleichtert.


Die Abende werden oft mit gegenseitigen Einladungen verbracht. Das ist immer sehr gesellig und nett. Leider gehören aber auch Abschiede dazu. Hier trennen sich die Routen. Diejenigen, die nicht zu den Azoren wollen, segeln weiter nach Westen oder machen sich langsam auf den Weg zu den sicheren Liegeplätzen in Grenada bzw. Trinidad auf.  Die Saison in der Karibik geht allmählich zu ende. 


Für das Schiff gibt es auch bei uns eine lange „to-do“ Liste. Wartung und kleine Reparaturen stehen auf dem Programm und natürlich weitere Listen (Lebensmittel, wie viel Diesel? wie viel Wasser?) für die lange Überfahrt zu den Azoren. Ein Zahnarztbesuch war auch erforderlich.
Noch haben wir drei Wochen Zeit. Im Nordatlantik ziehen nach wie vor die Tiefs durch und bringen die Windsysteme durcheinander. Ab Mai, mit dem Sommer, soll das Wetter auf unserer Route wieder ruhiger und beständiger werden.