Samstag, 27. April 2013

Jacaré bei Cabedelo, 27. April 2013

Gestern Abend kam doch noch Maranhao vorbei um das bestellte Bimini anzubauen. Es passte genau und wird uns auch unterwegs auf See den unbedingt nötigen Schatten spenden. Es war natürlich schon dunkel und wir mussten die Haltepunkte mit der Taschenlampe ausmachen. Euro (auch so ein typischer Name) hat unseren Pinnenpilot mitgenommen um ihn, wie er sagte, wieder zum Leben zu erwecken. Obwohl dieses für uns sehr wichtige Gerät für die Arbeit an Deck gedacht ist, war es während der Regenschauer in den Kalmen komplett voll Wasser gelaufen und hatte daraufhin den Dienst quittiert. Diese elektronischen Importgeräte sind hier in Brasilien kaum zu beschaffen und zudem sehr teuer. Mit der Post schicken geht auch kaum, weil sehr umständlich und mit hohen Importzöllen belegt.


Was war noch? Ach ja: die Toilettenpumpe ausgebaut, gereinigt, mit neuen Ventilklappen versehen und nach drei Versuchen wieder korrekt eingebaut. Die Deckenverkleidung abgebaut und dahinter eine knarrende Holzverstrebung wieder anlaminiert. Den Dieselfilter gereinigt und mit neuem Einsatz bestückt. Dabei festgestellt, dass der Schlauch vom Tank praktisch undurchlässig war. Nach kräftigem Durchpusten war er wieder frei, was ich durch ein mittleres Dieselbad meinerseits feststellen konnte. 


Diese Tätigkeiten sind auf engstem Raum zusammengefaltet zu erledigen, bei 35 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit. Der Schweiß rinnt aus allen Poren und alles was man berührt ist nass und klebrig. Das gilt natürlich auch für alle anderen Tätigkeiten und besonders beim Kochen. Linderung verschafft uns der neu erworbene Großventilator, der buchstäblich Tag und Nacht in Betrieb ist.
Schön sind immer die Abende und die Nacht. Um 17:30 Uhr wir es schnell dunkel und von den etwas entfernten Sonnen-Untergangs-Restaurants dringt gedämpfte Livemusik. Freitags kocht der Marina-Inhaber Fillipe abends für die Crews und man sitzt in internationaler Gemeinschaft auf der Terrasse.

Nachts gibt es fast immer kräftige Schauer, die gegen Morgen wieder abklingen. Das bringt vorübergehend angenehme Abkühlung. Leider muss dann hastig die Luke über unserer Koje geschlossen werden.

Ab Montag haben wir für fünf Tage ein Auto gemietet. Damit wollen wir Richtung Bahia fahren und etwas das Hinterland erkunden. Wahrscheinlich haben wir uns wieder zu viel vorgenommen. Die Entfernungen sind groß und die Strassen schlecht. Vom Fahren bei Nacht wird dringend abgeraten: Fußgänger, Schlaglöcher und die gefürchteten Schwellen zur Tempobegrenzung könnten übersehen werden. Wir werden sehen, wie weit wir kommen.

Uns geht es gut, wir fühlen uns wohl. Die Brasilianer zu denen wir hier etwas Kontakt haben leben einfach aber offensichtlich nicht katastrophal schlecht. Sie sind meist gut gelaunt und freundlich. Oft hören wir, dass Brasilien sich seit Lula sehr gebessert habe. 




Das gilt scheinbar für die Metropolregionen wie hier, mit Bautätigkeit, Gewerbe, Handel, Tourismus etc.  Wir bleiben natürlich die „Exoten“ und auch in 10 Km Entfernung wissen sie, dass wir nur von den Segelbooten in Jacaré kommen können.

Donnerstag, 18. April 2013

Cabedelo, 18. April 2013



Der Rio Paraiba ist ein hier etwa 3 km breiter und von Mangroven gesäumter Fluss, der träge in den Atlantik fließt und im Mündungsgebiet einen sehr guten natürlichen Hafen bildet. 


Am südlichen Ufer, direkt an der Mündung, der kleine Hafenort Cabedelo, mit Schuppen und Kaianlagen für zwei bis drei Seeschiffe. Fünf Meilen weiter liegt eine kleine Werft und einige Stege für Boote. Hier hat der Franzose Phillipe vor einigen Jahren eine kleine Marina aufgebaut. Eine der wenigen in Brasilien, wenn man von den noblen Segelklubs in den Großstädten absieht.  Strom und Wasser am Steg, Internet, saubere Toiletten und eine bescheidene 


Infrastruktur in der näheren Umgebung. Eine Bäckerei, ein kleiner Minimercado (in einer Garage) und ein Fischladen, in dem die örtlichen Fischer ihren Fang verkaufen. Will man mehr, muss man etwa 4 km in der sengenden Sonne zur Verbindungsstrasse nach Joao Pessoa laufen, wo es eine Ansammlung von Geschäften und einen großen Supermarkt gibt, die eigentlich alles nötige bieten. Will man schwer bepackt zurück, nimmt man ein Taxi, ist nicht teuer. Direkt neben dem Steg, am Flussstrand, landen häufig kleine überdacht Holzboote, die einen Fährdienst für Personen zum Ufer an der Nordseite bieten. Am Weg vor den Stegen zieht zweimal pro Tag eine kleine Herde Rinder (Zebu) vorbei. Haben die Leute ihre Pforten nicht geschlossen, müssen die Tiere jedes Mal wieder aus den Vorgärten der kleinen Häuschen vertrieben werden.

 
Heute ziehen häufig Schauer vorbei, das ist angenehm. Wir sehnen den Regen herbei, weil die Hitze wirklich sehr drückend ist. Auch nachts sinken die Temperaturen kaum mal unter 30 °C. Unser kleiner Ventilator ist im Dauerbetrieb.


Ansonsten ist hier alles sehr angenehm und ruhig. Die Leute sind sehr freundlich und Kriminalität scheint hier kein Thema zu sein.
Bei der Bundespolizei, der Finanzbehörde und dem Hafenamt, wo wir heute einklariert haben, waren alle sehr nett und interessiert. Es gab sogar einen Cafézinho (einen kleinen Brasilianischen Kaffee).
Über die Fahr hierher haben wir ja schon geschrieben. Erstaunlich ist, dass kurz nach der Ankunft die Anstrengungen schnell in den Hintergrund treten, als sei alles schon lange her. Wir haben die zehn Tage gut überstanden. Nicht so schön waren die ersten beiden wegen der Seekrankheit und das Gebiet mit den vielen Squalls in den Kalmen.
Der Himmel ist oft sehr schön und bietet viel zu sehen in der eigentlich eintönigen Umgebung. Besonders die Sonnen Auf- und Untergänge sind inmitten der großartigen Wolkenformationen oft spektakulär.
Gebannt haben wir die Äquatorquerung am GPS verfolg. Der Fotoapparat lag bereit um die Null zu dokumentieren, was auch gelungen ist. 



Dann haben uns einen Rumpunsch von den Kapverden gegönnt, der schön gekühlt auch gut geschmeckt hat.


Dieses sehr Rum-haltige Getränk haben wir durch Carlos (Karl-Heinz-TO) aus Palmeira kennen gelernt, der uns ein Gläschen in einer kleinen Bar ausgegeben hatte. Da er schon damals gut gemundet hatte, wollte ich am folgenden Tag eine Flasche für die weitere Reise erwerben. Im kleinen Lebensmittelladen zeigte mir die Frau eine Auswahl mit Ananas, Erdbeere usw. Ich erklärte ihr, dass ich den aus der Bar wollte, honigsüß und doch frisch. Sie lächelte und sagte mir, dass sie diesen Rumpunsch selbst herstellen würde und ob ich eine Flasche erwerben wolle. Das wollte ich. Nun mussten die anderen Kunden etwas warten, wärend sie mir eine Flasche zubereitete. Dazu verwendete sie eine leere Flasche Rotwein, die sie kurz im bereitstehenden Spülwasser reinigte (viele Häuser haben dort noch kein fließend Wasser). Dann holte sie aus dem Kühlschrank eine alte 1,5 l Flasche Cola, die offenbar die Grundmischung aus Rum, Palmhönig und Zitronentückchen enthielt. Andere Zutaten sind uns nicht bekannt. Dann hat sie eine halbe Zitrone in Streifen geschnitten und diese durch die enge Öffnung in die Weinflasche gequetscht. Danach wurde mit Rum aufgefüllt und fertig war der Rumpunsch. Leider ist die Flasche schon fast leer.


Am letzten Tag vor Cabedelo hatten wir sogar einen Angelerfolg. Ein Barracuda musste daran glauben und hat uns sehr wohlschmeckende Filets geliefert.


Auf Fernando de Noronha waren wir drei Tage, eine willkommene Unterbrechung auf einer sehr schönen und grünen Insel. Ein einziges Naturschutzgebiet mit Vögeln und Schildkrötenbesuch am Ankerplatz. Wir haben hunderte von Delfinen gesehen. 


Dienstag, 2. April 2013

Atlantiküberfahrt

Freitag, 12. April. 
[Die Zwei sind heute Mittag wohlbehalten auf Fernando de Noronha eingetroffen.]

Donnerstag, 11. April. 
Zwei Tage und Nächte sind wir von den Squalls gebeutelt worden. Immer wieder liefen wir in diese sturmartigen Schauerböen hinein. Schnell vorher die Genua einrollen, das Gross ist eh gerefft und schon heulen die Wanten, die Segen knattern, wir legen uns auf die Seite. Regen prasselt auf die Sprayhood, wir linsen aus dem Niedergang und hoffen, dass es gleich vorbei ist. Besonders nachts sehr unangenehm.
Heute Nachmittag, nach einen besonders grossen Regenfeld, klarte der Horizont auf, die gigantischen weissen Cumulus-Wolken stehen wieder am Himmel, es ist plötzlich windstill und die grauen Regenwolken liegen hinter uns. Es war wie ein Signal: Motor an und ab in den plötzlich wieder weiten Atlantik Richtung Fernando de Noronha. Morgen, Freitag um 15:00uhr, haben wir ausgerechnet, sind wir dort.

Mittwoch, 10. April. 
Die Kalmen, durch die wir gerade fahren, sind bekannt für schwache und wechselhafte Winde, starke Bewölkung, Hitze und den berüchtigten Schauerböen, den sogenannten squalls. Immen wieder ziehen einzelne grössere oder kleinere Wolken über das Meer, unter sich ein grauer Vorhang von lokalem Regen. Wenn sie einem zu nah kommen, dreht oftmals der Wind etwas und er kann dabei bis zu Sturmstärke auffrischen. Nass wird man dabei natürlich auch. Sie sind also gemein.
Tagsüber kann man diese Wolken gut beobachten und ggf. rechzeitig reffen. Dauernd reffen macht wegen der ansonsten schwachen Winde auch keinen Sinn.
Wir haben zur Zeit aber dunkle Neumondnächte, und der Nachthimmel ist oft durch dicke Wolken bedeckt.
In der vergangenen Nacht haben uns drei solche Squalls erwischt, wobei der Wind nicht sehr stark war und das Ereignis meist nicht länger als einen viertel bis halbe Stunde dauerte. Trotzdem ist es Stress. Und führt mal wieder zu schlaflosen Nächten.
Tagsüber war es wieder schön und um kurz nach drei am Nachmittag haben wir den Äquator überquert. Wir sind jetzt auf der anderen Seite der Welt. Das ist schon ein besonderes Gefühl.
Jetzt wünschen wir uns, dass die letzten 250 sm bis Fernando bald geschafft sind. Freitagabend oder Samstag könnten wir da sein.

Dienstag, 9. April. 
Unsere ruhige Fahrt geht weiter. Bisher haben wir in diesem berüchtigten Flautengebiet eine feine Briese aus Ost, die uns eine gemächliche Fahrt von 4,5 bis 5,5 Knoten beschert. Ab und zu, wenn es doch flauer wird, lassen wir den Motor für einige Zeit mitlaufen.
Es ist sehr warm (heute 35°C). Unsere jetzige Position: 01°44 N, 30° 10 W. Also noch 100 Meilen bis zum Äquator, den wir morgen passieren werden. Für die Feierlichkeiten planen wir einen kalten Kapverdischen Rumpunsch. Jetzt aber müssen wir zum ersten mal etwas achtgeben, ein Frachter kommt uns aus Süden genau entgegen. Noch sind es 15 Meilen Abstand und wir müssen sehen, dass wir gut aneinander vorbeikommen.

Sonntag, 7. April. 
Heute morgen waren wir gerädert. Zwar etwas, aber immer noch viel zu wenig Schlaf. Der Wind hatte am frühen Morgen weiter nachgelassen, was zu einer unangenehmen Schaukelei und zu schlagenden Segeln führte. Unsere Geschwindigkeit lag unter 4 Knoten. Aber nachdem wir die Passatsegel geriggt und das Gross geborgen hatten, kehrte himmlische Ruhe ein. Der Wind kam wieder etwas besser und wir hatten einen sehr schönen Segeltag. Ausserdem hatten wir mittags "Bergfest", die Hälfte ist geschafft. Wir haben das Deck geschrubbt und von den vielen Schuppen der Fliegenden Fische befreit, die jede Nacht bei uns stranden. Ein kurzes nettes Funkgespräch mit der Funkerin eines Kühlschiffes gefuehrt, das mitten im Atlantik dabei war, Tunfisch von drei großen chinesischen Trawlern zu übernehmen. Backskiste ausgeräumt, um nach dem Ruderlager zu sehen. Danach im Cockpit "geduscht", was nach fünf Tagen auch mal wieder nötig war. Es ist inzwischen sehr warm. Danach gabs Bratkartoffeln, Gurkensalat und ein Bier.

Samstag, 6. April. 
Heute hatten wir einen schönen Tag. Wir haben Appetit und fühlen uns soweit ganz wohl. Der Wind hat etwas nachgelassen und die See ist etwas ruhiger geworden. Zwischenzeitlich ist es sogar etwas flau und wir laufen unter fünf Knoten. Zuerst wünschten wir weniger Wind, jetzt dass er uns erhalten bleibt. Es ist immer das gleiche. Der Wetterbericht von Karsten und von den Seelotsen verspricht aber günstige Bedingungen bis F. de Noronha, wenn auch es vielleicht etwas länger dauern wird.
Bei Sichtung unserer Brotreserven, mussten wir feststellen, dass das meiste verschimmelt war. Also Brotbackmischung ausgegraben und den Backofen angeschmissen. Nach dem Kneten war der Teig wunderbar aufgegangen. Leider haben wir zu heiss gebacken: am Ende lag ein schwarzes Brikett in der Form. Sehr schade. Morgen machen wir einen zweiten Versuch.
Zum Sonnenuntergang haben wir im Cockpit unter unserem kleinen Sonnenschutz gesessen, Nüsse geknabbert und ein kleines Bier getrunken. Das sagt doch einiges.

Freitag, 5. April. 
19:00 Uhr. Die Sonne ist zwischen Wolken untergegangen, ein weiterer Tag ist um. 450 Seemeilen seit Mindelo und 830 bis Fernando de Noronha. Das kommt uns noch sehr weit vor. Wir kommen aber weiterhin gut voran, das letzte Etmal betrug 147 sm. Heute haben wir versucht uns halbwegs normal zu ernähren: Frühstück am Tisch, was dank Antirutschmatten und je drei Händen einigermaßen geklappt hat. Und zwei einfachen warmen Mahlzeiten im Cockpit. Hört sich einfach an, ist aber schwer umzusetzen, weil eben nichts länger als 3 Sekunden am gleichen Platz bleibt. Inklusive man selbst. Also gut überlegen, bevor man z.B. irgend etwas bereit legt. Es ging. Jetzt kommt wieder die Nacht. Die letzte war recht ruhig, d.h. gleichmäßige Windbedingungen. Hoffentlich können wir unsere Schlafanteile weiter steigern. Bisher war es nicht viel.

Donnerstag, 4. April. 
Entgegen der Vorhersage hat der Wind und damit auch die Welle seit gestern Nacht etwas nachgelassen. Wir hatten es dadurch etwas bequemer und es geht uns schon wieder ganz gut. Wir sind immer noch kaum zu Schlaf gekommen, das wird hoffentlich automatisch besser. Nachts blinkt hinter uns der Polarstern und vor uns das Kreuz des Südens. Hatten drei fliegende Fische und einen Tintenfisch an Deck. Die Tage vergehen schnell: zwei mal Funken, Segel trimmen, Liegen, etwas essen. Beim Angelversuch den Windgenerator eingefangen. Schon waren wir wieder gut beschäftigt.

Mittwoch, 3. April. 
Seit gestern Nachmittag anstrengendes Segeln mit reichlich Wind (in Spitzen 7 Bf) und entsprechender Welle. Das Schiff bewegt sich immer wieder ruckartig auf und nieder oder seitwärts und legt sich zwischendurch mächtig auf die Seite. Alle Geschirrtücher sind zum Fixieren von Gläsern, Flaschen und Töpfen verwendet. Trotzdem poltert es immerzu irgendwo. Wir machen aber dadurch gute Fahrt und haben schon 160 sm geschafft. Wir hätten es aber gerne ein bisschen ruhiger. Das Essen will auch noch nicht so recht schmecken. Es soll noch zwei Tage so weitergehen. Wir versuchen gelassen zu bleiben. 

Dienstag, 2. April. 
Heute morgen noch mal auf den Markt und in den Lebensmittelladen, letzte Einkäufe gemacht, 90 l Diesel getankt und haben um 10:30 Uhr die Leinen losgeworfen. Nächstes Ziel ist Fernando de Noronha, mit 195° fast Südkurs. Die Passatsegel sind ausgebaumt und wir werden in der Welle hin und her geschaukelt. Noch ist der Wind erwas unstet, beeinflusst durch die Berge. Uns geht es soweit gut, sind aber noch in der Eingewöhnung.