Freitag, 12. April.
[Die Zwei sind heute Mittag wohlbehalten auf Fernando de Noronha eingetroffen.]
Donnerstag, 11. April.
Zwei Tage und Nächte sind wir von den Squalls gebeutelt worden. Immer
wieder liefen wir in diese sturmartigen Schauerböen hinein. Schnell
vorher die Genua einrollen, das Gross ist eh gerefft und schon heulen
die Wanten, die Segen knattern, wir legen uns auf die Seite. Regen
prasselt auf die Sprayhood, wir linsen aus dem Niedergang und hoffen,
dass es gleich vorbei ist. Besonders nachts sehr unangenehm.
Heute Nachmittag, nach einen besonders grossen Regenfeld, klarte der
Horizont auf, die gigantischen weissen Cumulus-Wolken stehen wieder am
Himmel, es ist plötzlich windstill und die grauen Regenwolken liegen
hinter uns. Es war wie ein Signal: Motor an und ab in den plötzlich
wieder weiten Atlantik Richtung Fernando de Noronha. Morgen, Freitag um
15:00uhr, haben wir ausgerechnet, sind wir dort.
Mittwoch, 10. April.
Die Kalmen, durch die wir gerade fahren, sind bekannt für schwache und
wechselhafte Winde, starke Bewölkung, Hitze und den berüchtigten
Schauerböen, den sogenannten squalls. Immen wieder ziehen einzelne grössere
oder kleinere Wolken über das Meer, unter sich ein grauer Vorhang von
lokalem Regen. Wenn sie einem zu nah kommen, dreht oftmals der Wind
etwas und er kann dabei bis zu Sturmstärke auffrischen. Nass wird man
dabei natürlich auch. Sie sind also gemein.
Tagsüber kann man diese Wolken gut beobachten und ggf. rechzeitig
reffen. Dauernd reffen macht wegen der ansonsten schwachen Winde auch
keinen Sinn.
Wir haben zur Zeit aber dunkle Neumondnächte, und der Nachthimmel ist oft durch dicke Wolken bedeckt.
In der vergangenen Nacht haben uns drei solche Squalls erwischt, wobei
der Wind nicht sehr stark war und das Ereignis meist nicht länger als
einen viertel bis halbe Stunde dauerte. Trotzdem ist es Stress. Und
führt mal wieder zu schlaflosen Nächten.
Tagsüber war es wieder schön und um kurz nach drei am Nachmittag haben
wir den Äquator überquert. Wir sind jetzt auf der anderen Seite der
Welt. Das ist schon ein besonderes Gefühl.
Jetzt wünschen wir uns, dass die letzten 250 sm bis Fernando bald
geschafft sind. Freitagabend oder Samstag könnten wir da sein.
Dienstag, 9. April.
Unsere ruhige Fahrt geht weiter. Bisher haben wir in diesem
berüchtigten Flautengebiet eine feine Briese aus Ost, die uns eine
gemächliche Fahrt von 4,5 bis 5,5 Knoten beschert. Ab und zu, wenn es
doch flauer wird, lassen wir den Motor für einige Zeit mitlaufen.
Es ist sehr warm (heute 35°C). Unsere jetzige Position: 01°44 N, 30° 10
W. Also noch 100 Meilen bis zum Äquator, den wir morgen passieren
werden. Für die Feierlichkeiten planen wir einen kalten Kapverdischen
Rumpunsch. Jetzt aber müssen wir zum ersten mal etwas achtgeben, ein
Frachter kommt uns aus Süden genau entgegen. Noch sind es 15 Meilen
Abstand und wir müssen sehen, dass wir gut aneinander vorbeikommen.
Sonntag, 7. April.
Heute morgen waren wir gerädert. Zwar etwas, aber immer noch viel
zu wenig Schlaf. Der Wind hatte am frühen Morgen weiter nachgelassen,
was zu einer unangenehmen Schaukelei und zu schlagenden Segeln führte.
Unsere Geschwindigkeit lag unter 4 Knoten. Aber nachdem wir die
Passatsegel geriggt und das Gross geborgen hatten, kehrte himmlische
Ruhe ein. Der Wind kam wieder etwas besser und wir hatten einen sehr
schönen Segeltag. Ausserdem hatten wir mittags "Bergfest", die Hälfte
ist geschafft. Wir haben das Deck geschrubbt und von den vielen Schuppen
der Fliegenden Fische befreit, die jede Nacht bei uns stranden. Ein
kurzes nettes Funkgespräch mit der Funkerin eines Kühlschiffes
gefuehrt, das mitten im Atlantik dabei war, Tunfisch von drei großen
chinesischen Trawlern zu übernehmen. Backskiste ausgeräumt, um nach dem
Ruderlager zu sehen. Danach im Cockpit "geduscht", was nach fünf Tagen
auch mal wieder nötig war. Es ist inzwischen sehr warm. Danach gabs
Bratkartoffeln, Gurkensalat und ein Bier.
Samstag, 6. April.
Heute hatten wir einen schönen Tag. Wir haben Appetit und fühlen uns
soweit ganz wohl. Der Wind hat etwas nachgelassen und die See ist etwas
ruhiger geworden. Zwischenzeitlich ist es sogar etwas flau und wir
laufen unter fünf Knoten. Zuerst wünschten wir weniger Wind, jetzt dass
er uns erhalten bleibt. Es ist immer das gleiche. Der Wetterbericht von
Karsten und von den Seelotsen verspricht aber günstige Bedingungen bis
F. de Noronha, wenn auch es vielleicht etwas länger dauern wird.
Bei Sichtung unserer Brotreserven, mussten wir feststellen, dass das
meiste verschimmelt war. Also Brotbackmischung ausgegraben und den
Backofen angeschmissen. Nach dem Kneten war der Teig wunderbar
aufgegangen. Leider haben wir zu heiss gebacken: am Ende lag ein
schwarzes Brikett in der Form. Sehr schade. Morgen machen wir einen
zweiten Versuch.
Zum Sonnenuntergang haben wir im Cockpit unter unserem kleinen
Sonnenschutz gesessen, Nüsse geknabbert und ein kleines Bier getrunken.
Das sagt doch einiges.
Freitag, 5. April.
19:00 Uhr. Die Sonne ist zwischen Wolken untergegangen, ein weiterer Tag
ist um. 450 Seemeilen seit Mindelo und 830 bis Fernando de Noronha. Das
kommt uns noch sehr weit vor. Wir kommen aber weiterhin gut voran, das
letzte Etmal betrug 147 sm. Heute haben wir versucht uns halbwegs normal
zu ernähren: Frühstück am Tisch, was dank Antirutschmatten und je
drei Händen einigermaßen geklappt hat. Und zwei einfachen warmen
Mahlzeiten im Cockpit. Hört sich einfach an, ist aber schwer umzusetzen,
weil eben nichts länger als 3 Sekunden am gleichen Platz
bleibt. Inklusive man selbst. Also gut überlegen, bevor man z.B. irgend
etwas bereit legt. Es ging. Jetzt kommt wieder die Nacht. Die letzte war
recht ruhig, d.h. gleichmäßige Windbedingungen. Hoffentlich können
wir unsere Schlafanteile weiter steigern. Bisher war es nicht viel.
Donnerstag, 4. April.
Entgegen der Vorhersage hat der Wind und damit auch die Welle seit
gestern Nacht etwas nachgelassen. Wir hatten es dadurch etwas bequemer
und es geht uns schon wieder ganz gut. Wir sind immer noch kaum zu
Schlaf gekommen, das wird hoffentlich automatisch besser. Nachts blinkt
hinter uns der Polarstern und vor uns das Kreuz des Südens. Hatten drei
fliegende Fische und einen Tintenfisch an Deck. Die Tage vergehen
schnell: zwei mal Funken, Segel trimmen, Liegen, etwas essen. Beim
Angelversuch den Windgenerator eingefangen. Schon waren wir wieder gut
beschäftigt.
Mittwoch, 3. April.
Seit gestern Nachmittag anstrengendes Segeln mit reichlich Wind (in
Spitzen 7 Bf) und entsprechender Welle. Das Schiff bewegt sich immer
wieder ruckartig auf und nieder oder seitwärts und legt sich
zwischendurch mächtig auf die Seite. Alle Geschirrtücher sind zum
Fixieren von Gläsern, Flaschen und Töpfen verwendet. Trotzdem poltert
es immerzu irgendwo. Wir machen aber dadurch gute Fahrt und haben schon
160 sm geschafft. Wir hätten es aber gerne ein bisschen ruhiger. Das
Essen will auch noch nicht so recht schmecken. Es soll noch zwei Tage so
weitergehen. Wir versuchen gelassen zu bleiben.
Dienstag, 2. April.
Heute morgen noch mal auf den Markt und in den Lebensmittelladen, letzte
Einkäufe gemacht, 90 l Diesel getankt und haben um 10:30 Uhr die
Leinen losgeworfen. Nächstes Ziel ist Fernando de Noronha, mit 195° fast
Südkurs. Die Passatsegel sind ausgebaumt und wir werden in der Welle hin
und her geschaukelt. Noch ist der Wind erwas unstet, beeinflusst durch
die Berge. Uns geht es soweit gut, sind aber noch in der Eingewöhnung.
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