Heute Mittag sind wir durch die engste Stelle der Straße von Messina nach
Norden gefahren und scharf links abgebogen, nach Westen. Mit einer kleinen
Träne in einem unserer vier Augen sahen wir wie sich die italienische
Festlandküste nach hinten entfernte.
Aber, wir hatten uns entschieden auf
dieses Abenteuer zu verzichten und stattdessen den einfacheren Weg Richtung
Sardinien zu wählen. Nun tingeln wir in den kommenden Tagen an der Nordküste Siziliens
entlang, eine Route die wir bereits kennen.
Der Verlauf der vergangenen Woche hat zu diesem Entschluss beigetragen.
Schon auf dem Weg nach Catania bahnte sich bei mir eine Schleimbeutelentzündung
in der Schulter an, die sich noch recht heftig entwickeln sollte. Die Weiterfahrt von Catania verlief entspannt
und der Ankerplatz bei Taormina bereitete uns eine ruhige und nur wenig
schaukelige Nacht.
Der Ätna, zum Greifen nah, war in der Höhe schneebedeckt. Der
Ort Taormina, oben am Berg, ist immer wieder ein schöner Anblick.
Dann die Weiterfahrt nach Reggio Calabria in der Straße von Messina. Die
typische Winddüse, die sich häufig in der Enge zwischen Sizilien und dem italienischen
Festland bildet, sollte nur moderat gegen uns stehen. Im wahrsten Sinne
Pustekuchen! Wir hatten schnell 25 Knoten Wind direkt auf die Nase.
Mein rechter Arm schmerzte inzwischen deutlich und war nicht zu gebrauchen.
Unser Schiffchen stampfte erbärmlich durch die Wellen, das Vorsegel knatterte
beim Reffversuch und Petra musste mit aller Kraft kurbeln. Das führte wiederum
bei ihr zu Rückenschmerzen. Also saßen wir beide etwas gequält im Cockpit und
hofften nur noch Reggio Calabria heil zu erreichen. Wir kamen nur langsam
voran, der Gezeitenstrom hatte sich nun gegen uns gerichtet. Zum Glück nahm
dadurch die Welle ab. Schließlich fuhren wir in den Hafen von Reggio ein und
konnten an einem der vielen leeren Plätzen festmachen. Später konnten wir sogar
mit Hilfe der freundlichen und hilfsbereiten Hafenleute längsseits am Steg anlegen,
was uns das von- und an Bordgegen erleichtert hat.
Vier Tage lagen wir in
diesem ungemütlichen Hafen. Nach einem Arztbesuch und reichlich Tabletten
konnten wir langsam zur Normalität zurückfinden. Dabei wurden wir von den
durchschnittlich vier Marineros geradezu umsorgt, schließlich waren wir die
einzigen Gäste im Hafen.
Jetzt liegen wir am Anker vor der Stadt Milazzo, es ist ruhig, die Abendsonne
blendet. Schön. Die ganz nächste Woche soll sehr windarm werden. Sommer im
Mittelmeer.