Sonntag, 15. Mai 2022

Milazzo, 15. Mai 2022

 

Heute Mittag sind wir durch die engste Stelle der Straße von Messina nach Norden gefahren und scharf links abgebogen, nach Westen. Mit einer kleinen Träne in einem unserer vier Augen sahen wir wie sich die italienische Festlandküste nach hinten entfernte. 

Aber, wir hatten uns entschieden auf dieses Abenteuer zu verzichten und stattdessen den einfacheren Weg Richtung Sardinien zu wählen. Nun tingeln wir in den kommenden Tagen an der Nordküste Siziliens entlang, eine Route die wir bereits kennen.

Der Verlauf der vergangenen Woche hat zu diesem Entschluss beigetragen.

Schon auf dem Weg nach Catania bahnte sich bei mir eine Schleimbeutelentzündung in der Schulter an, die sich noch recht heftig entwickeln sollte.  Die Weiterfahrt von Catania verlief entspannt und der Ankerplatz bei Taormina bereitete uns eine ruhige und nur wenig schaukelige Nacht. 

Der Ätna, zum Greifen nah, war in der Höhe schneebedeckt. Der Ort Taormina, oben am Berg, ist immer wieder ein schöner Anblick.

Dann die Weiterfahrt nach Reggio Calabria in der Straße von Messina. Die typische Winddüse, die sich häufig in der Enge zwischen Sizilien und dem italienischen Festland bildet, sollte nur moderat gegen uns stehen. Im wahrsten Sinne Pustekuchen! Wir hatten schnell 25 Knoten Wind direkt auf die Nase. 

Mein rechter Arm schmerzte inzwischen deutlich und war nicht zu gebrauchen.

Unser Schiffchen stampfte erbärmlich durch die Wellen, das Vorsegel knatterte beim Reffversuch und Petra musste mit aller Kraft kurbeln. Das führte wiederum bei ihr zu Rückenschmerzen. Also saßen wir beide etwas gequält im Cockpit und hofften nur noch Reggio Calabria heil zu erreichen. Wir kamen nur langsam voran, der Gezeitenstrom hatte sich nun gegen uns gerichtet. Zum Glück nahm dadurch die Welle ab. Schließlich fuhren wir in den Hafen von Reggio ein und konnten an einem der vielen leeren Plätzen festmachen. Später konnten wir sogar mit Hilfe der freundlichen und hilfsbereiten Hafenleute längsseits am Steg anlegen, was uns das von- und an Bordgegen erleichtert hat. 

 


Vier Tage lagen wir in diesem ungemütlichen Hafen. Nach einem Arztbesuch und reichlich Tabletten konnten wir langsam zur Normalität zurückfinden. Dabei wurden wir von den durchschnittlich vier Marineros geradezu umsorgt, schließlich waren wir die einzigen Gäste im Hafen.

Jetzt liegen wir am Anker vor der Stadt Milazzo, es ist ruhig, die Abendsonne blendet. Schön. Die ganz nächste Woche soll sehr windarm werden. Sommer im Mittelmeer.


 

 

 

 

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