Wir haben es geschafft!
Die Biskaya liegt hinter uns. Seit gestern Vormittag liegen wir in Viveiro,
einer kleinen Stadt im Norden Galiziens, ca. 35 sm östlich von A Coruna. Die
Stadt liegt sehr schön in einer Flussmündung, umgeben von bis zu 500 m hohen Bergen.
Als sich gestern Morgen
die Küste langsam aus dem Dunst schälte, waren wir schon erleichtern und froh.
Hinter uns lagen zweieinhalb anstrengende Tage, in denen uns hauptsächlich die
hohen und teilweise sehr konfusen Wellen zu schaffen machten.
Letzten Dienstag um 8:00
Uhr haben wir Camaret im Nebel verlassen und sind zunächst bei sehr leichtem
Wind und einer (für uns) hohen Dünung nach Südwest motort.
Diese weichen runden
Wellenrücken waren 2 bis 3 m hoch und ließen uns entsprechend auf und ab fahren
und gleichzeitig hin und her rollen. Gar nicht so unangenehm, wenn man sich
daran gewöhnt hat. Am ersten Tag hatten wir uns noch nicht daran gewöhnt.
Vorsichtshalber (kann ja
nicht schaden…) hatten wir uns ein Skopolamin-Pflaster hinter das Ohr geklebt.
Sie bieten angeblich 72 Stunden Schutz vor Seekrankheit. Das Ergebnis war, dass
wir beide einen roten, sonnenbrandartigen Ausschlag im Gesicht bekommen haben,
dass Petra ziemlich Seekrank wurde und Tom sein Pflaster nach wenigen Stunden
nicht mehr finden konnte und befürchtete, dass es an irgendeiner anderen Stelle
an seinem Körper klebt.
Mittags hatten wir schönes
Wetter mit einem unglaublich blauen Meer, bevor am Abend alles wieder im Nebel
versank. Immer in unserer Nähe, aber teilweise nur auf dem Display zu sehen,
fuhr Jou-Jou den gleichen Weg.
In dieser Nacht kamen zum ersten Mal für einige
Minuten Delfine zum Schiff. Man konnte sie gut am Schweif von leuchtendem
Plankton erkennen, der ihre Form und ihre Schwimmrichtung gut erkennen lässt.
Da hüpft das Herz.
Am Abend hatten wir noch
vernünftig vom vorbereiteten Auflauf gegessen, Petras letzte normale Mahlzeit
während der Überquerung. Über Nacht haben wir uns abwechselnd für einige Zeit
hingelegt und so insgesamt etwa zwei Stunden Schlaf zusammen gestückelt.
Gegen Morgen wurde die
Sicht besser und Wind aus Ost kam auf, wir konnten segeln. Das Wellenbild wurde
chaotisch, da die neuen Wellen aus Ost auf die alte Dünung aus West trafen.
Unser Schiff wurde elend hin und her gestoßen und wir mussten uns ständig gut
festhalten. Im Schiff flog alles durch die Gegend, was nicht gut verstaut war.
Alles begleitet durch eine unglaubliche Kakophonie der Gläser, Flaschen, Teller
und Dosen, die in ihren Schapps von einer Seite zur anderen fielen und ein
ständiges schlagen, klirren und klopfen verursachten. Auf die Dauer nicht
auszuhalten.
Der Tag verging mit
abwechselndem segeln und motoren. Irgendwann kam die neue Nacht und der
vorhergesagte Südwestwind setzte ein, einige Stunden vor unserer ursprünglichen
Erwartung. Christoph aus Kiel (DH2LC), hat uns über Amateurfunk jeweils mittags
mit den neuen Wetterdaten versorgt.
Die letzten 18 Stunden
hieß es also wieder unter Motor gegen den Wind und den entsprechenden Wellen zu
laufen. Der Wind wehte im laufe der Nacht immer stärken und erreichte gegen
Morgen 7 Bf (manche Böen auch 8 Bf). Wir und das Schiff wurden ständig mit
Salzwasser geduscht. Alles war klebrig und feucht. Petra konnte das alles am
besten im liegen ertragen und hat in dieser Zeit zwei halbe Stücke Zwieback und
4 Schluck Wasser zu sich genommen.
Ein wirklich schönes
Erlebnis waren die vielen Delfinbesuche während des mittleren Tages. Alle paar
Stunden kamen kleinere oder größere Gruppen zu uns und begleiteten das Schiff
eine Weile.
Wie mit großer Freude
kamen sie von Weitem mit tollen lang gestreckten Sprüngen herbei („wieder ein
Schiff!!!“) und schwammen in der Bugwelle oder Tauchten unter dem Bug von einer
auf die andere Seite. Welch eine kraftvolle Eleganz!
Auf den vielen
Fotoversuchen war leider immer nur spritzendes Wasser zu sehen, sie sind
einfach zu schnell.
Außerdem kam in der Nacht ein kleiner Fisch zu uns ins Kockpit geflogen, leider mit tödlichem Ausgang für ihn.
Nun wollen wir einige Tage
hier bleiben. Viveiro ist eine nette kleine Stadt, die Atmosphäre ist sehr angenehm, die Preise günstig und zum
Bier und Wein (zusammen 2,20 €) werden unaufgefordert kleine Tapas serviert.
Wir fühlen uns hier
spontan sehr wohl und haben große Lust die Gegend näher kennen zu lernen.