Freitag, 28. Juni 2013

Kourou, 27. Juni 2013



Gestern:
Nach wie vor ankern wir im Fluss Kourou vor der Freizeit-Steganlage des Raketenzentrums. Das nervenzerreibende Warten auf den Mechaniker ist in vollem Gange. Heute Vormittag will er kommen und ich muss ihn dann mit unserem kleinen Dingi vom Steg abholen. Die Ebbe läuft jetzt schon ziemlich stark. Wir hoffen eindringlich, dass er den Fehler erkennt, bzw. einen Plan unterbreitet, wie wir weiter vorgehen sollten.  Was wir selbst (mit Hilfe von Hartmuth) herausgefunden haben, ist dass kein Diesel aus der Einspritzpumpe kommt, bis dahin aber alles in Ordnung scheint.


Wahrscheinlich muss sie wieder ’raus, was mit einem längeren Aufenthalt hier verbunden wäre. Das ist nicht weiter schlimm, wenn der Motor dann tatsächlich wieder läuft. Da wir ohne die Möglichkeit die Batterien mit dem Motor aufzuladen auskommen müssen, haben wir den Kühlschrank nur sehr eingeschränkt zur Verfügung.


Gestern Nachmittag, als wir schweißüberströmt am Motor gewerkelt haben, wurde endlich die Sojus-Rakete  gestartet. Leider hatte sich der Himmel just um diese Zeit mit Regenwolken zugezogen. Petra, die mit dem Fotoapparat auf der Lauer im Cockpit saß, konnte nur einen kurzen grellen Schein sehen, bevor das Ding in den Wolken verschwand. Laut und deutlich konnten wir wenigstens das Donnern des Triebwerks hören.

Heute:
Wir wissen ein wenig mehr. Nachmittags um fünf war der Mechaniker da. Die Einspritzpumpe (die ja schon auf Gran Canaria Probleme gemacht hatte) ist kaputt. Nachhaltig geschädigt durch Schmutz und Wasser im Treibstoff. Wahrscheinlich benötigen wir eine neue, was mit erheblichen Kosten verbunden ist. Wie viel genau will er uns spätesten morgen sagen.
Wir versuchen uns die Laune nicht verderben zu lassen und stellen uns auf einen längeren Aufenthalt hier ein. 


Dafür ist Kourou nicht der schlechteste Ort.
Die Raketenanlage bietet tausende von Arbeitsplätzen und viele Europäer sind auf der Strasse zu sehen. Französisch Guyana ist die ärmste Provinz Frankreichs (haben wir aus Wikipedia) aber im Südamerikanischen Vergleich gut versorgt.
Morgen wollen wir die Busverbindungen erkunden und wenigstens einen Ausflug nach Cayenne unternehmen.
Heute wurden wir nachhaltig daran erinnert, dass Regenzeit ist. Nachts und auch am Nachmittag hat es in Strömen gegossen. Alle Luken sind zu und die Kajüte verwandelt sich in ein türkisches Dampfbad.  


Später will uns Remy (der Mechaniker) einen kleinen Benzingenerator bringen, damit uns nicht der Strom ausgeht.
Zur Fahrt hier her haben wir ja schon einiges geschrieben. Gebraucht haben wir genau 6 Tage. Dabei hat uns die günstige Strömung geholfen. Es war alles in allem eine gute Überfahrt. Die meiste Zeit hatten wir sehr gute Segelbedingungen und ruhige Nächte. Nur am Ende ließ der Wind nach.
Wir hatten  kaum Schiffssichtungen. 


Gegessen haben wir ganz gut. Frischen Fisch hatten wir an drei Tagen. Danach blieb die Angel erst mal eingepackt. 




Donnerstag, 20. Juni 2013

Überfahrt nach Französisch-Guyana

Montag, 24.06. Endlich, heute Morgen um 7:00 fuhren wir (weiterhin mit Motor) auf die drei Inseln de Salut (Teufelsinseln) zu. Kourou liegt nur 8 Seemeilen weiter an der nahen Küste. Da teilte die Französische Marine über UKW mit, dass wegen eines Raketenstarts heute das Seegebiet vor Kourou einschliesslich der Inseln gesperrt sei. Also beschlossen wir, in den Fluss Kourou zu fahren. Schon kam auch die Küstenwache angebraust um uns ganz freundlich über das Bekannte zu unterrichten. Dabei haben wir den Motor auf Leerlauf geschaltet, der dabei leider stehen blieb und bis jetzt jeden weiteren Dienst abgelehnt hat.
Also unter Segeln und gegen die Tide den lehmigem Fluss hinauf gesegelt und vor dem Kourou-Anleger geankert. Bisher alles gut. Lange habe ich den Motor untersucht, ohne einen Grund für die Störung zu finden.
Etwas ratlos sind wir durch den Ort gegangen und haben etwas eingekauft (wir sind in Frankreich!).
Auf dem Rückweg haben wir Hartmut getroffen, der als einziger Deutscher hier liegt und arbeitet. Zufällig kennt er sich gut mit Motoren aus (sagt er) und will uns Morgen besuchen und mal sehen ob er den Fehler findet.
Noch sind wir guten Mutes und hoffen auf ein gutes Ende.
Der Raketenstart wurde übrigens auf morgen verschoben.

Sonntag, 23.06. Heute Mittag hatten wir für kurze Zeit die Segel gesetzt, aber es war nur der Wind einer Regenwolke. Seit dem dröhnt weiter der Motor. Der Guyana-Strom schiebt weiter mit, sodass wir mit reduzierter Motorleistung noch mit 7 kn unterwegs sind. Der Vormittag war grau in grau, aber seit heute Mittag haben wir wieder grössere Wolkenlücken und die Sonne kann scheinen was das Zeug hält. Durch den mangelnden Wind heizt sich das Schiff ordentlich auf und wir kleben am ganzen Körper. Da tat die Eimerdusche gut. Gesehen haben wir seit Tagen wenig. Zwei Frachter weit am Horizont und zweimal Delfine am Schiff, die uns längere Zeit begleitet haben.
Nach unserer Berechnung werden wir Morgen (Mo) nach dem Frühstück ankommen und neben dem Fähranleger ankern. Die Teufelsinseln liegen nur 10 Meilen von Kourou, wohin wir in den nächsten Tagen fahren wollen.
Vom großen Amazonas haben wir nichts mitbekommnen. Heute Nachmittag aber, eigentlich schon ein ganzes Stück weiter im Nordwesten, hat sich an einer scharfen Grenze die Wasserfarbe plötzlich vom bekannten Schwimmbad-Blau in ein etwas trüberes Grau-Grün verwandelt. 


Samstag, 22.06. 5. Tag auf See: Etwas sehr schönes in den Tropen sind der Himmel und die Wolkenformationen. Diese Höhe und Weite. Besonders natürlich wärhrend der Sonnenauf- und Untergänge.
Heute Abend wieder ein besonderes Spektakel:
Kein Windhauch, das Meer wie geschmolzenes Glas, gigantische Wolken, vor uns geht die Sonne inmitten grauer und rotorangener Pastelltöne unter, hinter uns ein prächtiger Vollmond, umgeben von grau-blauen Wolkenbergen. Rechts von uns Schauerwolken mit den charakteristischen diagonalen Regenschleiern.
Unter Motor tuckern wir weiter nach Nordwesten, noch 270 sm.
Schon in der letzten Nacht wurde der Wind immer schwächer, bis er heute Vormittag völlig einschlief. Dafür eben die Schauerwolken, die scheinbar mit dem gleichem Ziel unterwegs sind. Vorhin fuhren wir recht lange in gleichem Abstand hinter einer Regenwand her, ohne sie zu erreichen. Gerne hätten wir etwas Abkühlung gehabt.
Position: 3°23N, 48°28W

Freitag, 21.06. Heute morgen haben wir die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht. Aber statt Freude hat uns die Halbzeitdepression gepackt.
Wieviel schöner wäre es doch, durch die Ottenser Haupstrasse zu gehen oder im ruhigen Wedel an Bord zu sein. Statt dessen sorgen wir uns, ob die Squalls kommen. Noch Tage lang auf dem stickigen und schwankenden Boot auszuhalten. Das Glas war völlig halb leer.
Nach dem Frühstück besserte sich die Stimmung allmählich wieder.
Eigentlich haben wir wunderbare Bedingungen. Eine mäßige Backstagsbrise schiebt uns über das vergleichsweise ruhige Meer. Abgesehen vom abendlichen Reffen und dem morgendlichen Ausreffen, haben wir kaum an Schooten gezogen oder das Ruder bedient. Alles läuft gut.
Nervig ist das Senden dieser Mails: es dauert ewig, bis ich Kontakt zu einem Server gefunden habe. Die meisten Versuche sind erfolgslos. Die Übertragung der Daten geht im Schneckentempo voran. Dabei muss ich die ganze Zeit den USB-Stecker nach schräg unten drücken, nachdem ich ihn neulich an der Kartentischklappe eingeklemmt habe. Irgendwann, meist im Morgengrauen klappt es dann plötzlich doch.
Aktuelle Position: 2°14N; 46°16W. Zur Zeit fahren wir in ca. 400 km Entfernung an der Amazonasmündung vorbei.


Donnerstag, 20.06. Der Wind hat sich wieder etwas gelegt und wir hatten heute einen schönen und entspannten Segeltag. Zum Abendessen haben wir den Tisch im Cockpit aufgebaut und eine gekühlte Flasche Weisswein geöffnet. Danach, pünktlich nach dem Abwasch, kamen einige graue Wolken mit Schauern und Wind im Gepäck. Aus war es mit der Gemütlichkeit. Schnell Reffen, Polster in Sicherheit bringen und einige gespannte Minuten warten bis der Spuk vorüber ist. Jetzt, um halb acht, ist es dunkel und der zunehmende Mond taucht alles in silbriges Licht. Die Wolken sind an uns vorbei gezogen und haben sich nach Nordwesten verzogen. Wir hoffen auf eine ruhige Nacht.
Der Guayanastrom hat ordendlich geholfen, unser gestriges Etmal betrug stolze 200 sm.
Ganz unspektakulär haben wir heute morgen den Äquator nach Norden überquert. Wir sind wieder bei Euch.


Mittwoch, 19.06. Hier im Norden von Brasilien scheinen die Bedingungen für Amateurfunk sehr mies zu sein. Seit Tagen kein Sprechfunk-Kontakt und auch dieses RMS-Email-System will bisher nicht funktionieren. Jetzt scheint es aber zu klappen.
Am Montag waren doch noch einige Dinge zu erledigen. Unter anderem war die Toilette hoffnungslos verstopft (Rohrinfarkt). Also haben wir erst dieses Problem gelöst und unsere Abreise aus Brasilien um einen Tag verschoben.
Seit Dienstag sind wir wieder unterwegs. An der brasilianischen Küste entlang und in gebührendem Abstand an der weitläufigen Amazonasmündung vorbei. Der Wind weht günstig aus Ost mit 15 bis 20 Knoten. Seit heute Abend sind es eher 25 kn und die See ist etwas ruppig gewurden. Dazu schiebt der mächtige Guyana-Strom mit 2 bis 3 Knoten mit, sodass wir ständig mit 8 kn und mehr unterwegs sind.
Bisher hatten wir keinen Regen und auch keine Böen. Uns geht es gut, nur der Schlaf kommt mal wieder zu kurz.Wenn es so weiterlaufen würde, wären wir am kommenden Dienstag dort. Der Wind soll sich aber wieder etwas abschwächen.

Sonntag, 16. Juni 2013

Fortaleza, 16. Juni 2013



Drei Tage und zwei Nächte haben wir für die 350 Seemeilen von Jacaré bis hierher gebraucht. Es war Segeln wie im Bilderbuch: konstante 15 bis 18 Knoten Wind aus Ost, sonnige Tage und sternenklare Nächte und durch die ständige Brise eine angenehme und mückenfreie Luft. Allein der Seegang hat uns durchgeschaukelt und Petra war am ersten Tag wieder ordentlich seekrank. Wegen der vielen kleinen Fischerboote die hier hauptsächlich nachts fischen, waren wir außerhalb von Landsicht, am Rand des Festlandsockels in tiefem Gewässer unterwegs. Da fahren allerdings auch viele Frachter an der Brasilianischen Küste entlang und wir mussten nachts dreimal über UKW Kontakt aufnehmen, um das gegenseitige Passieren zu klären. Bei entgegenkommenden oder überholenden Schiffen ist die Seite oft nicht klar. Das hat immer gut funktioniert und die Frachter haben ihren Kurs für uns leicht geändert.
Als das Essen wieder zu schmecken begann haben wir unsere Schleppangel mit dem kleinen Plastiktintenfisch hinter uns hergezogen und siehe da, nach 10 Minuten hatten wir einen kleinen Bonito an der Angel. Der hat dann unser Abendessen bereichert. Am zweiten Tag machten wir noch einen Versuch und kurz darauf wieder ein Bonito, dieses Mal ein bisschen größer. Den haben wir heute Mittag mit Salat verspeist. 


Gestern, am späten Nachmittag haben wir Fortaleza erreicht und hatten es eilig den Hafen und einen Liegeplatz noch vor der Dunkelheit zu finden.
Die Sonne ging schnell unter und in die Marina vor dem Park-Hotel sind wir knapp vor dunkel eingelaufen. Eine verwahrloste Anlage mit wenigen Booten und der einzigen Möglichkeit, unter Bug- oder Heckanker an den Steg heran zu fahren. Der Heckanker lag in der Bilge, tief unter H-Milch und Mineralwasser begraben. Also noch mal in den Vorhafen fahren und den Hauptanker klarieren. Dabei musste ich feststellen, dass die Ankerwinsch völlig blockiert war. Also doch den Heckanker ans Heck befördern, was im Schiff zu völligem Chaos geführt hat. Inzwischen war es dunkel. Beim fieren des Ankers stellte ich fest, dass der Kettenvorlauf nicht an die Trosse angeschlossen war. Gerade habe ich es noch geschafft, die Kette mit dem Anker zu halten. Während Petra noch einen Kringel fuhr wurde auch das erledigt und wir konnten ohne weitere Katastrophen festmachen. 


Völlig geschafft, durchgeschwitzt und verärgert wegen der schlechten Vorbereitung ließen wir uns auf die Cockpit-bank fallen und haben erstmal ein kaltes Bier getrunken. Der verwahrloste Hafen gehört zu einer luxuriösen Hotelanlage wo uns generös erlaubt wurde, die Duschen vom Pool zu nutzen.




Heute sah die Welt schon besser aus. Wir haben das Großsegel geflickt, das Spill der Ankerwinsch entrostet und gefettet und uns auf die lange Odyssee der Behörden begeben. Bundespolizei, Zollbehörde und Hafenamt standen auf dem Programm. Der Taxifahrer hat brav gewartet und nach drei Stunden war es erledigt. Wir haben ausklariert und sollen Brasilien innerhalb der nächsten 48 Stunden verlassen. 


Das werden wir morgen tun und die Überfahrt nach Französisch Guayana antreten. Dort wollen wir zunächst die Inseln de Salud anlaufen, mit der berühmten ehemaligen Strafkolonie. Die Distanz beträgt ca. 1000 sm und wir rechnen mit 8 Tagen Fahrt.

Samstag, 8. Juni 2013

Cabedelo, 8. Juni 2013



Gestern Mittag sind wir nach einer langen Busfahrt von Salvador da Bahia aus wieder an Bord angekommen und wurden gleich von hunderten der inzwischen verhassten winzig kleinen Mückchen überfallen und zerstochen.
Nach den angenehmen Temperaturen im Süden ist es hier wieder sehr warm und drückend und der Fluss riecht faulig. Da es auch hier in den letzten Wochen viel geregnet hat, sind die Mücken sehr aktiv und speziell diese kleine Sorte (etwa 1 mm lang) kommt in Schwärmen vom Mangrovengebiet auf der anderen Seite zu uns herüber.
Abgesehen davon sind wir nach einer sehr schönen Reise aber wieder gerne zuhause angekommen.

Nach einem unspektakulären, drei stündigen Flug sind wir im Morgengrauen durch regenschwere Wolken getaucht und auf dem Flughafen Galeao in Rio gelandet.
Nachdem wir ein Auto gemietet hatten, haben wir uns auf den Weg nach Ipanema gemacht, wo wir uns im Reiseführer eine kleine Pension ausgesucht hatten.
Dazu muss man von Norden kommend leider durch die ganz Stadt. Der Norden von Rio, der in keinem Reiseführer Erwähnung findet, ist sehr ausgedehnt und besteht aus einfachen Wohnquartieren, Gewerbe und Industrie und ist durchzogen von Autobahnzubringern und stinkenden Kanälen. Mitten durch diese Quartiere ist ein Netz von kilometerlangen Hochstrassen aus Beton gebrochen worden. Sie sind an Hässlichkeit kaum zu überbieten und sollen den Verkehrsfluss in die Innenstadt und zu den Arbeitsplätzen erleichtern. Morgens um halb acht steckten wir darin hoffnungslos im Stau. Scharen von Motorradfahrern sausen dabei unter lautstarkem Dauerhupen an den stehenden Autos vorbei, dass einem angst und bange wird. Scharen auch von Verkäufern sind auf der Schnellstrasse zwischen den stehenden Autos unterwegs und bieten Kekse, Wasser und andere Waren an. Es grenzt an ein Wunder, dass es nicht ständig zu Unfällen kommt.




Langsam kommen wir weiter. Der Regen des Morgens hat den Schimmel an den Fassaden der älteren Gebäude noch schwärzer gefärbt und die wuchernde tropische Vegetation ist, wo man sie nicht zurückgedrängt hat und an den steilen Hügeln sehr üppig und dunkelgrün.
Durch einen langen und durch Autoabgase geschwärzten Tunnel wechselten wir in die südlichen Stadtteile von Rio, deren Namen alle kennen. Durch Botafogo und Copacabana gelangten wir endlich nach Ipanema wo wir in dem kleinen Hostel das letzte freie Zimmer ergattern konnten. Schwieriger (und fast so teuer) war es, ein Parkplatz für das Auto zu finden.




  
Ipanema ist einer der angesagten Stadtteile von Rio, in dem nur gut verdienende Menschen leben können. Die großen Bäume an den Strassen bieten Schatten und der Strand ist nicht weit. Gerade am Morgen sind die vielen Hausangestellten, Pförtnern, Hundeausführer, Parkplatzwächter und Belieferer unterwegs. In einer großen und traditionellen Bäckerei/Bar an der nächsten Ecke konnten wir am Tresen leckeren Kaffee und ein süßes Brötchen frühstücken.
Obwohl wir Rio schon früher besucht hatten, waren wir wieder überwältigt von den steilen Bergen mitten in der Stadt und von der tropischen Üppigkeit, die trotz der dichten Bebauung überall zu sehen ist.
Am nächsten Tag sind wir zu unserem eigentlichen Reiseziel aufgebrochen, der ca. 500 km langen Küste zwischen Rio und Santos.


Dieses Gebiet wurde, wegen der schwierigen Topografie, teilweise erst von 40 Jahren durch Strassen erschlossen. Dort sind noch große Flächen von nahezu unberührtem tropischem Urwald erhalten. Die Landschaft ist großartig. Die teilweise über 1000 Meter hohen Berge reichen bis ans Meer. Die Küste besteht aus unzähligen kleinen und größeren Buchten und vorgelagerten Inseln. 


Wo die dichte Vegetation nicht bis ans Wasser reicht wechseln sich Strände aus hellem Sand mit Felsformationen ab. Der Tourismus breitet sich sehr schnell aus aber noch gibt es kleine Orte die den ursprünglichen Charme erhalten haben.


An einem dieser Orte, in Picinguaba, lebt heute Peter, ein alter Kindheits- und Jugendfreund. Abgesehen von einem kurzen Besuch in Hamburg haben wir uns über 40 Jahre nicht gesehen. Heute betreibt er mit seiner Familie ein kleines Restaurant direkt an einem der schönsten Strände der Gegend. 


Mit Blick aufs Meer und einem kühlen Bier in der Hand haben wir uns viel über Heute und Früher unterhalten.



Sie haben uns in großer Gastfreundschaft aufgenommen und uns eine der Gästewohnungen überlassen. Insgesamt waren wir 5 Tage bei ihnen, an einem geradezu paradiesischen Ort. Zu Essen gab es natürlich auch vom Besten. Am letzten Tag hat Peter eine traditionelle Feijoada am Holzofen zubereitet. Über zwei Tage lang hat sie geköchelt und am Samstag wunderbar geschmeckt.


Weiter hat uns die Reise zur Ilhabela geführt, eine landschaftlich sehr schöne der Küste vorgelagerte Insel, auf der wir auf der Hin- und der Rückfahrt jeweils einen Tag waren.


Schließlich sind wir nach Santos gelangt, die Stadt, nach der wir unser Schiff benannt haben.



Diese große Stadt lebt hauptsächlich vom größten Seehafen Brasiliens und von der Schwerindustrie im Hinterland und ist kein großes touristisches Ziel. Ich mochte sie schon in meiner Kindheit gerne und sie war Ausgangshafen meiner Übersiedlung nach Hamburg. Vor 20 Jahren waren wir beide schon einmal hier und haben uns sehr wohl gefühlt.



Außerdem hat Santos eine Strandpromenade, die es fast mit der Copacabana aufnehmen kann. Bei näherem hinsehen merkt man, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Hochhäuser dort, teilweise schon in den 40-Jahren gebaut, haben sich bedenklich in den weichen Untergrund gedrückt und zur Seite geneigt. Im Internet konnten wir lesen, dass 68 von ihnen mit bis zu 2 Meter Abweichung von der Senkrechten sichtbar schief stehen. Obwohl die Türen darin alleine zufallen und man Klötze unter das Bett legen muss soll das Leben darin (noch) völlig ungefährlich sein…


Von Santos aus haben wir uns langsam auf den Rückweg nach Rio gemacht, wieder über Ilhabela und Picinguaba. 


Diesmal haben wir uns ein kleines Hotel in der Innenstadt ausgesucht. Leider waren die beiden Tage in Rio ziemlich verregnet. Wir mussten ständig über Pfützen springen und hatten dann doch völlig aufgeweicht Schuhe.
Zu einem unerwarteten Highlight brachte uns Simone, der wir ein vergessenes Handy aus Peters Restaurant mitgebracht hatten. Sie hat uns am letzten Abend in eine Samba-Bar im traditionsreichen alten Stadtteil Lapa eingeladen. Es gab Live-Musik und eine leckere Caipirinha, bevor wir, wieder im strömenden Regen, zurück ins Hotel gegangen sind.
Auf den Rückflug nach Joao Pessoa hatten wir (mal wieder) verzichtet und sind stattdessen mit dem Reisebus nach Salvador da Bahia gefahren.


Damit sind wir recht bequem (viel Fußraum, Bänkchen für die Beine und Sitze, die weit zurückgelehnt werden konnten) durch den landschaftlich schönen Bundesstaat Minas Gerais und Bahia gefahren. Nach 30 Stunden sind wir etwas ermattet in Salvador angekommen. Durch die Schlaglöcher, Bodenwellen und vielen Kurven fühlten wir uns an die Nächte auf See erinnert, wo wir auch nicht viel geschlafen hatten.



In Salvador hatten wir ein Zimmer mitten in der berühmten oberen Altstadt (Pelourinho). Leider hat es wieder viel geregnet. Wir mussten wieder einen Regenschirm kaufen. 



Dabei haben wir festgestellt, dass ein Unterschied zwischen der touristischen Oberstadt und der (ebenfalls alten) Unterstadt der ist, dass der gleiche Schirm oben 10 Reals und in der Unterstadt nur 5 Reals kostet (2 Euro).



Von Salvador aus sind wir wieder mit einem sehr neuen und bequemen Reisebus der Kategorie „Executivo“ in 17 Stunden zurück nach Joao Pessoa gefahren. Leider entsprach der Zustand der Strassen nicht dem Bus. Scheinbar endlos schlichen wir durch Baustellen oder rumpelten über durchlöcherten Straßenbelag. Schließlich, gestern Mittag, waren wir da.