Donnerstag, 20. Juni 2013

Überfahrt nach Französisch-Guyana

Montag, 24.06. Endlich, heute Morgen um 7:00 fuhren wir (weiterhin mit Motor) auf die drei Inseln de Salut (Teufelsinseln) zu. Kourou liegt nur 8 Seemeilen weiter an der nahen Küste. Da teilte die Französische Marine über UKW mit, dass wegen eines Raketenstarts heute das Seegebiet vor Kourou einschliesslich der Inseln gesperrt sei. Also beschlossen wir, in den Fluss Kourou zu fahren. Schon kam auch die Küstenwache angebraust um uns ganz freundlich über das Bekannte zu unterrichten. Dabei haben wir den Motor auf Leerlauf geschaltet, der dabei leider stehen blieb und bis jetzt jeden weiteren Dienst abgelehnt hat.
Also unter Segeln und gegen die Tide den lehmigem Fluss hinauf gesegelt und vor dem Kourou-Anleger geankert. Bisher alles gut. Lange habe ich den Motor untersucht, ohne einen Grund für die Störung zu finden.
Etwas ratlos sind wir durch den Ort gegangen und haben etwas eingekauft (wir sind in Frankreich!).
Auf dem Rückweg haben wir Hartmut getroffen, der als einziger Deutscher hier liegt und arbeitet. Zufällig kennt er sich gut mit Motoren aus (sagt er) und will uns Morgen besuchen und mal sehen ob er den Fehler findet.
Noch sind wir guten Mutes und hoffen auf ein gutes Ende.
Der Raketenstart wurde übrigens auf morgen verschoben.

Sonntag, 23.06. Heute Mittag hatten wir für kurze Zeit die Segel gesetzt, aber es war nur der Wind einer Regenwolke. Seit dem dröhnt weiter der Motor. Der Guyana-Strom schiebt weiter mit, sodass wir mit reduzierter Motorleistung noch mit 7 kn unterwegs sind. Der Vormittag war grau in grau, aber seit heute Mittag haben wir wieder grössere Wolkenlücken und die Sonne kann scheinen was das Zeug hält. Durch den mangelnden Wind heizt sich das Schiff ordentlich auf und wir kleben am ganzen Körper. Da tat die Eimerdusche gut. Gesehen haben wir seit Tagen wenig. Zwei Frachter weit am Horizont und zweimal Delfine am Schiff, die uns längere Zeit begleitet haben.
Nach unserer Berechnung werden wir Morgen (Mo) nach dem Frühstück ankommen und neben dem Fähranleger ankern. Die Teufelsinseln liegen nur 10 Meilen von Kourou, wohin wir in den nächsten Tagen fahren wollen.
Vom großen Amazonas haben wir nichts mitbekommnen. Heute Nachmittag aber, eigentlich schon ein ganzes Stück weiter im Nordwesten, hat sich an einer scharfen Grenze die Wasserfarbe plötzlich vom bekannten Schwimmbad-Blau in ein etwas trüberes Grau-Grün verwandelt. 


Samstag, 22.06. 5. Tag auf See: Etwas sehr schönes in den Tropen sind der Himmel und die Wolkenformationen. Diese Höhe und Weite. Besonders natürlich wärhrend der Sonnenauf- und Untergänge.
Heute Abend wieder ein besonderes Spektakel:
Kein Windhauch, das Meer wie geschmolzenes Glas, gigantische Wolken, vor uns geht die Sonne inmitten grauer und rotorangener Pastelltöne unter, hinter uns ein prächtiger Vollmond, umgeben von grau-blauen Wolkenbergen. Rechts von uns Schauerwolken mit den charakteristischen diagonalen Regenschleiern.
Unter Motor tuckern wir weiter nach Nordwesten, noch 270 sm.
Schon in der letzten Nacht wurde der Wind immer schwächer, bis er heute Vormittag völlig einschlief. Dafür eben die Schauerwolken, die scheinbar mit dem gleichem Ziel unterwegs sind. Vorhin fuhren wir recht lange in gleichem Abstand hinter einer Regenwand her, ohne sie zu erreichen. Gerne hätten wir etwas Abkühlung gehabt.
Position: 3°23N, 48°28W

Freitag, 21.06. Heute morgen haben wir die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht. Aber statt Freude hat uns die Halbzeitdepression gepackt.
Wieviel schöner wäre es doch, durch die Ottenser Haupstrasse zu gehen oder im ruhigen Wedel an Bord zu sein. Statt dessen sorgen wir uns, ob die Squalls kommen. Noch Tage lang auf dem stickigen und schwankenden Boot auszuhalten. Das Glas war völlig halb leer.
Nach dem Frühstück besserte sich die Stimmung allmählich wieder.
Eigentlich haben wir wunderbare Bedingungen. Eine mäßige Backstagsbrise schiebt uns über das vergleichsweise ruhige Meer. Abgesehen vom abendlichen Reffen und dem morgendlichen Ausreffen, haben wir kaum an Schooten gezogen oder das Ruder bedient. Alles läuft gut.
Nervig ist das Senden dieser Mails: es dauert ewig, bis ich Kontakt zu einem Server gefunden habe. Die meisten Versuche sind erfolgslos. Die Übertragung der Daten geht im Schneckentempo voran. Dabei muss ich die ganze Zeit den USB-Stecker nach schräg unten drücken, nachdem ich ihn neulich an der Kartentischklappe eingeklemmt habe. Irgendwann, meist im Morgengrauen klappt es dann plötzlich doch.
Aktuelle Position: 2°14N; 46°16W. Zur Zeit fahren wir in ca. 400 km Entfernung an der Amazonasmündung vorbei.


Donnerstag, 20.06. Der Wind hat sich wieder etwas gelegt und wir hatten heute einen schönen und entspannten Segeltag. Zum Abendessen haben wir den Tisch im Cockpit aufgebaut und eine gekühlte Flasche Weisswein geöffnet. Danach, pünktlich nach dem Abwasch, kamen einige graue Wolken mit Schauern und Wind im Gepäck. Aus war es mit der Gemütlichkeit. Schnell Reffen, Polster in Sicherheit bringen und einige gespannte Minuten warten bis der Spuk vorüber ist. Jetzt, um halb acht, ist es dunkel und der zunehmende Mond taucht alles in silbriges Licht. Die Wolken sind an uns vorbei gezogen und haben sich nach Nordwesten verzogen. Wir hoffen auf eine ruhige Nacht.
Der Guayanastrom hat ordendlich geholfen, unser gestriges Etmal betrug stolze 200 sm.
Ganz unspektakulär haben wir heute morgen den Äquator nach Norden überquert. Wir sind wieder bei Euch.


Mittwoch, 19.06. Hier im Norden von Brasilien scheinen die Bedingungen für Amateurfunk sehr mies zu sein. Seit Tagen kein Sprechfunk-Kontakt und auch dieses RMS-Email-System will bisher nicht funktionieren. Jetzt scheint es aber zu klappen.
Am Montag waren doch noch einige Dinge zu erledigen. Unter anderem war die Toilette hoffnungslos verstopft (Rohrinfarkt). Also haben wir erst dieses Problem gelöst und unsere Abreise aus Brasilien um einen Tag verschoben.
Seit Dienstag sind wir wieder unterwegs. An der brasilianischen Küste entlang und in gebührendem Abstand an der weitläufigen Amazonasmündung vorbei. Der Wind weht günstig aus Ost mit 15 bis 20 Knoten. Seit heute Abend sind es eher 25 kn und die See ist etwas ruppig gewurden. Dazu schiebt der mächtige Guyana-Strom mit 2 bis 3 Knoten mit, sodass wir ständig mit 8 kn und mehr unterwegs sind.
Bisher hatten wir keinen Regen und auch keine Böen. Uns geht es gut, nur der Schlaf kommt mal wieder zu kurz.Wenn es so weiterlaufen würde, wären wir am kommenden Dienstag dort. Der Wind soll sich aber wieder etwas abschwächen.

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