Montag, 24.06. Endlich, heute Morgen um 7:00 fuhren wir (weiterhin mit Motor) auf die
drei Inseln de Salut (Teufelsinseln) zu. Kourou liegt nur 8 Seemeilen
weiter an der nahen Küste. Da teilte die Französische Marine über UKW
mit, dass wegen eines Raketenstarts heute das Seegebiet vor Kourou
einschliesslich der Inseln gesperrt sei. Also beschlossen wir, in den
Fluss Kourou zu fahren. Schon kam auch die Küstenwache angebraust um
uns ganz freundlich über das Bekannte zu unterrichten. Dabei haben wir
den Motor auf Leerlauf geschaltet, der dabei leider stehen blieb und bis
jetzt jeden weiteren Dienst abgelehnt hat.
Also unter Segeln und gegen die Tide den lehmigem Fluss hinauf gesegelt
und vor dem Kourou-Anleger geankert. Bisher alles gut. Lange habe ich
den Motor untersucht, ohne einen Grund für die Störung zu finden.
Etwas ratlos sind wir durch den Ort gegangen und haben etwas eingekauft (wir sind in Frankreich!).
Auf dem Rückweg haben wir Hartmut getroffen, der als einziger Deutscher
hier liegt und arbeitet. Zufällig kennt er sich gut mit Motoren aus
(sagt er) und will uns Morgen besuchen und mal sehen ob er den Fehler
findet.
Noch sind wir guten Mutes und hoffen auf ein gutes Ende.
Der Raketenstart wurde übrigens auf morgen verschoben.
Sonntag, 23.06. Heute Mittag hatten wir für kurze Zeit die Segel gesetzt, aber es war
nur der Wind einer Regenwolke. Seit dem dröhnt weiter der Motor. Der
Guyana-Strom schiebt weiter mit, sodass wir mit reduzierter
Motorleistung noch mit 7 kn unterwegs sind. Der Vormittag war grau in
grau, aber seit heute Mittag haben wir wieder grössere Wolkenlücken
und die Sonne kann scheinen was das Zeug hält. Durch den mangelnden
Wind heizt sich das Schiff ordentlich auf und wir kleben am ganzen
Körper. Da tat die Eimerdusche gut. Gesehen haben wir seit Tagen wenig.
Zwei Frachter weit am Horizont und zweimal Delfine am Schiff, die uns
längere Zeit begleitet haben.
Nach unserer Berechnung werden wir Morgen (Mo) nach dem Frühstück
ankommen und neben dem Fähranleger ankern. Die Teufelsinseln liegen nur
10 Meilen von Kourou, wohin wir in den nächsten Tagen fahren wollen.
Vom großen Amazonas haben wir nichts mitbekommnen. Heute Nachmittag
aber, eigentlich schon ein ganzes Stück weiter im Nordwesten, hat sich
an einer scharfen Grenze die Wasserfarbe plötzlich vom bekannten
Schwimmbad-Blau in ein etwas trüberes Grau-Grün verwandelt.
Samstag, 22.06. 5. Tag auf See: Etwas sehr schönes in den Tropen sind der Himmel und die
Wolkenformationen. Diese Höhe und Weite. Besonders natürlich wärhrend
der Sonnenauf- und Untergänge.
Heute Abend wieder ein besonderes Spektakel:
Kein Windhauch, das Meer wie geschmolzenes Glas, gigantische Wolken, vor
uns geht die Sonne inmitten grauer und rotorangener Pastelltöne unter,
hinter uns ein prächtiger Vollmond, umgeben von grau-blauen
Wolkenbergen. Rechts von uns Schauerwolken mit den charakteristischen
diagonalen Regenschleiern.
Unter Motor tuckern wir weiter nach Nordwesten, noch 270 sm.
Schon in der letzten Nacht wurde der Wind immer schwächer, bis er heute
Vormittag völlig einschlief. Dafür eben die Schauerwolken, die
scheinbar mit dem gleichem Ziel unterwegs sind. Vorhin fuhren wir recht
lange in gleichem Abstand hinter einer Regenwand her, ohne sie zu
erreichen. Gerne hätten wir etwas Abkühlung gehabt.
Position: 3°23N, 48°28W
Freitag, 21.06. Heute morgen haben wir die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht. Aber statt Freude hat uns die Halbzeitdepression gepackt.
Wieviel schöner wäre es doch, durch die Ottenser Haupstrasse zu gehen
oder im ruhigen Wedel an Bord zu sein. Statt dessen sorgen wir uns, ob
die Squalls kommen. Noch Tage lang auf dem stickigen und schwankenden
Boot auszuhalten. Das Glas war völlig halb leer.
Nach dem Frühstück besserte sich die Stimmung allmählich wieder.
Eigentlich haben wir wunderbare Bedingungen. Eine mäßige
Backstagsbrise schiebt uns über das vergleichsweise ruhige Meer.
Abgesehen vom abendlichen Reffen und dem morgendlichen Ausreffen, haben
wir kaum an Schooten gezogen oder das Ruder bedient. Alles läuft gut.
Nervig ist das Senden dieser Mails: es dauert ewig, bis ich Kontakt zu
einem Server gefunden habe. Die meisten Versuche sind erfolgslos. Die Übertragung der Daten geht im Schneckentempo voran. Dabei muss ich die
ganze Zeit den USB-Stecker nach schräg unten drücken, nachdem ich ihn
neulich an der Kartentischklappe eingeklemmt habe. Irgendwann, meist im
Morgengrauen klappt es dann plötzlich doch.
Aktuelle Position: 2°14N; 46°16W. Zur Zeit fahren wir in ca. 400 km Entfernung an der Amazonasmündung vorbei.
Donnerstag, 20.06. Der Wind hat sich wieder etwas gelegt und wir hatten heute einen
schönen und entspannten Segeltag. Zum Abendessen haben wir den Tisch im
Cockpit aufgebaut und eine gekühlte Flasche Weisswein geöffnet. Danach,
pünktlich nach dem Abwasch, kamen einige graue Wolken mit Schauern
und Wind im Gepäck. Aus war es mit der Gemütlichkeit. Schnell Reffen,
Polster in Sicherheit bringen und einige gespannte Minuten warten bis
der Spuk vorüber ist. Jetzt, um halb acht, ist es dunkel und der
zunehmende Mond taucht alles in silbriges Licht. Die Wolken sind an uns
vorbei gezogen und haben sich nach Nordwesten verzogen. Wir hoffen auf
eine ruhige Nacht.
Der Guayanastrom hat ordendlich geholfen, unser gestriges Etmal betrug stolze 200 sm.
Ganz unspektakulär haben wir heute morgen den Äquator nach Norden überquert. Wir sind wieder bei Euch.
Mittwoch, 19.06. Hier im Norden von Brasilien scheinen die Bedingungen für Amateurfunk
sehr mies zu sein. Seit Tagen kein Sprechfunk-Kontakt und auch dieses
RMS-Email-System will bisher nicht funktionieren. Jetzt scheint es aber
zu klappen.
Am Montag waren doch noch einige Dinge zu erledigen. Unter anderem war
die Toilette hoffnungslos verstopft (Rohrinfarkt). Also haben wir erst
dieses Problem gelöst und unsere Abreise aus Brasilien um einen Tag
verschoben.
Seit Dienstag sind wir wieder unterwegs. An der brasilianischen Küste
entlang und in gebührendem Abstand an der weitläufigen Amazonasmündung
vorbei. Der Wind weht günstig aus Ost mit 15 bis 20 Knoten. Seit heute
Abend sind es eher 25 kn und die See ist etwas ruppig gewurden. Dazu
schiebt der mächtige Guyana-Strom mit 2 bis 3 Knoten mit, sodass wir
ständig mit 8 kn und mehr unterwegs sind.
Bisher hatten wir keinen Regen und auch keine Böen. Uns geht es gut,
nur der Schlaf kommt mal wieder zu kurz.Wenn es so weiterlaufen würde,
wären wir am kommenden Dienstag dort. Der Wind soll sich aber wieder
etwas abschwächen.
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