Samstag, 8. Juni 2013

Cabedelo, 8. Juni 2013



Gestern Mittag sind wir nach einer langen Busfahrt von Salvador da Bahia aus wieder an Bord angekommen und wurden gleich von hunderten der inzwischen verhassten winzig kleinen Mückchen überfallen und zerstochen.
Nach den angenehmen Temperaturen im Süden ist es hier wieder sehr warm und drückend und der Fluss riecht faulig. Da es auch hier in den letzten Wochen viel geregnet hat, sind die Mücken sehr aktiv und speziell diese kleine Sorte (etwa 1 mm lang) kommt in Schwärmen vom Mangrovengebiet auf der anderen Seite zu uns herüber.
Abgesehen davon sind wir nach einer sehr schönen Reise aber wieder gerne zuhause angekommen.

Nach einem unspektakulären, drei stündigen Flug sind wir im Morgengrauen durch regenschwere Wolken getaucht und auf dem Flughafen Galeao in Rio gelandet.
Nachdem wir ein Auto gemietet hatten, haben wir uns auf den Weg nach Ipanema gemacht, wo wir uns im Reiseführer eine kleine Pension ausgesucht hatten.
Dazu muss man von Norden kommend leider durch die ganz Stadt. Der Norden von Rio, der in keinem Reiseführer Erwähnung findet, ist sehr ausgedehnt und besteht aus einfachen Wohnquartieren, Gewerbe und Industrie und ist durchzogen von Autobahnzubringern und stinkenden Kanälen. Mitten durch diese Quartiere ist ein Netz von kilometerlangen Hochstrassen aus Beton gebrochen worden. Sie sind an Hässlichkeit kaum zu überbieten und sollen den Verkehrsfluss in die Innenstadt und zu den Arbeitsplätzen erleichtern. Morgens um halb acht steckten wir darin hoffnungslos im Stau. Scharen von Motorradfahrern sausen dabei unter lautstarkem Dauerhupen an den stehenden Autos vorbei, dass einem angst und bange wird. Scharen auch von Verkäufern sind auf der Schnellstrasse zwischen den stehenden Autos unterwegs und bieten Kekse, Wasser und andere Waren an. Es grenzt an ein Wunder, dass es nicht ständig zu Unfällen kommt.




Langsam kommen wir weiter. Der Regen des Morgens hat den Schimmel an den Fassaden der älteren Gebäude noch schwärzer gefärbt und die wuchernde tropische Vegetation ist, wo man sie nicht zurückgedrängt hat und an den steilen Hügeln sehr üppig und dunkelgrün.
Durch einen langen und durch Autoabgase geschwärzten Tunnel wechselten wir in die südlichen Stadtteile von Rio, deren Namen alle kennen. Durch Botafogo und Copacabana gelangten wir endlich nach Ipanema wo wir in dem kleinen Hostel das letzte freie Zimmer ergattern konnten. Schwieriger (und fast so teuer) war es, ein Parkplatz für das Auto zu finden.




  
Ipanema ist einer der angesagten Stadtteile von Rio, in dem nur gut verdienende Menschen leben können. Die großen Bäume an den Strassen bieten Schatten und der Strand ist nicht weit. Gerade am Morgen sind die vielen Hausangestellten, Pförtnern, Hundeausführer, Parkplatzwächter und Belieferer unterwegs. In einer großen und traditionellen Bäckerei/Bar an der nächsten Ecke konnten wir am Tresen leckeren Kaffee und ein süßes Brötchen frühstücken.
Obwohl wir Rio schon früher besucht hatten, waren wir wieder überwältigt von den steilen Bergen mitten in der Stadt und von der tropischen Üppigkeit, die trotz der dichten Bebauung überall zu sehen ist.
Am nächsten Tag sind wir zu unserem eigentlichen Reiseziel aufgebrochen, der ca. 500 km langen Küste zwischen Rio und Santos.


Dieses Gebiet wurde, wegen der schwierigen Topografie, teilweise erst von 40 Jahren durch Strassen erschlossen. Dort sind noch große Flächen von nahezu unberührtem tropischem Urwald erhalten. Die Landschaft ist großartig. Die teilweise über 1000 Meter hohen Berge reichen bis ans Meer. Die Küste besteht aus unzähligen kleinen und größeren Buchten und vorgelagerten Inseln. 


Wo die dichte Vegetation nicht bis ans Wasser reicht wechseln sich Strände aus hellem Sand mit Felsformationen ab. Der Tourismus breitet sich sehr schnell aus aber noch gibt es kleine Orte die den ursprünglichen Charme erhalten haben.


An einem dieser Orte, in Picinguaba, lebt heute Peter, ein alter Kindheits- und Jugendfreund. Abgesehen von einem kurzen Besuch in Hamburg haben wir uns über 40 Jahre nicht gesehen. Heute betreibt er mit seiner Familie ein kleines Restaurant direkt an einem der schönsten Strände der Gegend. 


Mit Blick aufs Meer und einem kühlen Bier in der Hand haben wir uns viel über Heute und Früher unterhalten.



Sie haben uns in großer Gastfreundschaft aufgenommen und uns eine der Gästewohnungen überlassen. Insgesamt waren wir 5 Tage bei ihnen, an einem geradezu paradiesischen Ort. Zu Essen gab es natürlich auch vom Besten. Am letzten Tag hat Peter eine traditionelle Feijoada am Holzofen zubereitet. Über zwei Tage lang hat sie geköchelt und am Samstag wunderbar geschmeckt.


Weiter hat uns die Reise zur Ilhabela geführt, eine landschaftlich sehr schöne der Küste vorgelagerte Insel, auf der wir auf der Hin- und der Rückfahrt jeweils einen Tag waren.


Schließlich sind wir nach Santos gelangt, die Stadt, nach der wir unser Schiff benannt haben.



Diese große Stadt lebt hauptsächlich vom größten Seehafen Brasiliens und von der Schwerindustrie im Hinterland und ist kein großes touristisches Ziel. Ich mochte sie schon in meiner Kindheit gerne und sie war Ausgangshafen meiner Übersiedlung nach Hamburg. Vor 20 Jahren waren wir beide schon einmal hier und haben uns sehr wohl gefühlt.



Außerdem hat Santos eine Strandpromenade, die es fast mit der Copacabana aufnehmen kann. Bei näherem hinsehen merkt man, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Hochhäuser dort, teilweise schon in den 40-Jahren gebaut, haben sich bedenklich in den weichen Untergrund gedrückt und zur Seite geneigt. Im Internet konnten wir lesen, dass 68 von ihnen mit bis zu 2 Meter Abweichung von der Senkrechten sichtbar schief stehen. Obwohl die Türen darin alleine zufallen und man Klötze unter das Bett legen muss soll das Leben darin (noch) völlig ungefährlich sein…


Von Santos aus haben wir uns langsam auf den Rückweg nach Rio gemacht, wieder über Ilhabela und Picinguaba. 


Diesmal haben wir uns ein kleines Hotel in der Innenstadt ausgesucht. Leider waren die beiden Tage in Rio ziemlich verregnet. Wir mussten ständig über Pfützen springen und hatten dann doch völlig aufgeweicht Schuhe.
Zu einem unerwarteten Highlight brachte uns Simone, der wir ein vergessenes Handy aus Peters Restaurant mitgebracht hatten. Sie hat uns am letzten Abend in eine Samba-Bar im traditionsreichen alten Stadtteil Lapa eingeladen. Es gab Live-Musik und eine leckere Caipirinha, bevor wir, wieder im strömenden Regen, zurück ins Hotel gegangen sind.
Auf den Rückflug nach Joao Pessoa hatten wir (mal wieder) verzichtet und sind stattdessen mit dem Reisebus nach Salvador da Bahia gefahren.


Damit sind wir recht bequem (viel Fußraum, Bänkchen für die Beine und Sitze, die weit zurückgelehnt werden konnten) durch den landschaftlich schönen Bundesstaat Minas Gerais und Bahia gefahren. Nach 30 Stunden sind wir etwas ermattet in Salvador angekommen. Durch die Schlaglöcher, Bodenwellen und vielen Kurven fühlten wir uns an die Nächte auf See erinnert, wo wir auch nicht viel geschlafen hatten.



In Salvador hatten wir ein Zimmer mitten in der berühmten oberen Altstadt (Pelourinho). Leider hat es wieder viel geregnet. Wir mussten wieder einen Regenschirm kaufen. 



Dabei haben wir festgestellt, dass ein Unterschied zwischen der touristischen Oberstadt und der (ebenfalls alten) Unterstadt der ist, dass der gleiche Schirm oben 10 Reals und in der Unterstadt nur 5 Reals kostet (2 Euro).



Von Salvador aus sind wir wieder mit einem sehr neuen und bequemen Reisebus der Kategorie „Executivo“ in 17 Stunden zurück nach Joao Pessoa gefahren. Leider entsprach der Zustand der Strassen nicht dem Bus. Scheinbar endlos schlichen wir durch Baustellen oder rumpelten über durchlöcherten Straßenbelag. Schließlich, gestern Mittag, waren wir da.












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