Freitag, 29. März 2013

Mindelo, 29. März 2013



Von Sal haben wir uns am vergangenen Mittwoch wieder auf den Weg gemacht und sind am folgenden Tag morgens, nach 120 Meilen, in Mindelo angekommen. Es war eine vergleichsweise ruhige und laue Nacht, in der wir aber wegen einer seitlichen Welle etwas unangenehm durchgeschaukelt wurden.
Am frühen Morgen, der Vollmond war gerade hinter den hohen Bergen von Santo Antao untergegangen und im Westen verblasste langsam die Nacht, wurden wir von einem kräftigen Wind und steilen Wellen im Kanal zwischen Sao Vicente und Santo Antao empfangen. 


Nach weiteren 5 Meilen, einem zweiten Reff und einer knallenden Halse, konnten wir in die geschützte Bucht einbiegen und in der aufgehenden Sonne am Steg der Marina Mindelo festmachen.
Wir waren beide ziemlich fertig und hatten zu allem Überfluss mit einer Darminfektion zu kämpfen, die wir uns wohl in Palmeira eingefangen hatten.


Die ersten Eindrücke von Mindelo, einer mittelgroßen Provinzstadt, haben uns mit etwas Wehmut an Palmeira zurück denken lassen.
Zunächst musste natürlich die Policia Maritima aufgesucht werden, ein längerer Weg in der inzwischen heißen Sonne. Autoverkehr, Schlaglöcher und abgeblätterte Reklameschilder prägten das Bild.
Der Blick vom Liegeplatz über die weitläufige Bucht mit den rostigen Ankerliegern und den schroffen Bergen dahinter ist aber reizvoll. 



An der Molle gegenüber ein Kommen und Gehen der kleinen altersschwachen Fähren und Inselschoner, die wir teilweise schon von ihren Besuchen in Palmeira kannten.
Langsam lernen wir die nähere Umgebung etwas kennen und bekommen ein Gefühl für den Ort. Das anfängliche Fremdeln weicht allmählich einer beginnenden Vertrautheit und wir fühlen uns zusehens besser hier.


Wie immer, erkunden wir zunächst die Einkaufsmöglichkeiten, die Märkte und kleinen Lebensmittelläden. Der Gemüsemarkt ist bunt mit vielen Ständen. Alle bieten aber mehr oder weniger das Gleiche an: Kartoffeln, Süßkartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, Bananen und Papaya. Viel mehr gibt es nicht. Dann findet man doch bei einer fliegenden Händlerin auf dem Bürgersteig Paprika und Gurken. 



Schließlich haben wir auch einen Supermarkt für Touristen und Besserverdienende gefunden, in dem es sogar Käse und Speck (für Bratkartoffeln) gibt.
Ansonsten sind wir mit Einkaufslisten schreiben, Wäschewaschen, allgemeines Aufräumen und Wartungsarbeiten am Schiff beschäftigt. 


Schließlich wollen wir in ein paar Tagen zur Überquerung des Atlantiks aufbrechen. Bis zur Brasilianischen Inselgruppe Fernando de Noronha sind es etwas 1350 Seemeilen (ca. 2500 Km), für die wir 11 bis 15 Tage benötigen könnten. Es wird vor allem an der Ausdehnung der Kalmenzone in der nähe des Äquators liegen, wie unsere Reisegeschwindigkeit ausfallen wird.


Abends haben wir uns schon mehrfach mit einem Holländischen Seglerpaar getroffen, die mit ihrem netten Sperrholzkatamaran auf dem Weg in die Karibik sind. Ein Schiff, das Richtung Brasilien segeln wird ist auch gefunden. Eine gemischte Überführungscrew von sechs jungen Leuten (2 Chilenen, 2 Polen und 2 Deutsche) bringen einen modernen kleinen Schoner von Holland nach Puerto Williams.

Freitag, 22. März 2013

Palmeira, Sal, 22. März 2013



Der heutige Tag war bestimmt durch die Beschaffung von Wasser für unseren Tank. Keine ganz einfache Aufgabe. Durch Vermittlung von Arminda, die eine kleine Bar betreibt, lernten wir José kennen, der bereit war (gegen etwas Bezahlung), Kanister zu besorgen und diese, gefüllt mit gutem Wasser aus der hiesigen Entsalzungsanlage, am Fischerkai für uns bereit zu stellen. 


In Laufe des Tages gelangten so 150 Liter Wasser zu uns an Bord. Das ganze begleitet durch einen sehr starken Wind, der uns seit gestern heimsucht und die Fahrt mit dem Dingi vom Schiff zum Anleger zu einer nassen Sache macht.


In den acht Tagen, die wir jetzt schon hier liegen, haben wir einen guten Eindruck des Ortes bekommen und einige Personen kennen gelernt, die uns gute Tipps geben und eben auch wissen, wer was zuverlässig besorgen kann, was hier nicht ganz unwichtig ist. Einer davon ist Carlos (Karl-Heinz) der hier der Trans-Ocean-Vertreter ist. 


Er lebt seit vielen Jahren hier in Palmeira, nachdem sein Schiff als Wrack Eingang in die hiesige Seekarte gefunden hat. Er kümmert sich rührend um die neu ankommenden Segler, erklärt ihnen den Ort und die Kapverden insgesamt, hat ein offenes Ohr für Alle und ist jeden Nachmittag mit einem Glas Wein in einer der Bars anzutreffen. Sehr hilfreich. Z.B. hat er uns durch die verschiedenen Mercearias (Lebensmittelläden) geführt, uns dort jeweils vorgestellt und uns die feinen Unterschiede der verschiedenen vorrätigen Waren erklärt.


Nicht unwichtig bei dem recht kargen Angebot. Dadurch alleine und durch andere spontane Kontakte, die hier sehr leicht zu schließen sind, haben wir schon einige Palmeiraner kennen gelernt, die uns beim Gang durch den Ort grüßen. 


Natürlich muss man dafür auch hier und da ein Kettchen kaufen, Pasteils oder Fischfrikadellchen oder eben Bananen, praktisch das einzige Obst, das hier zu bekommen ist.


Letzten Sonntag hatten wir das Glück, einen der hiesigen wichtigen Feste zu erleben. Das Fest des Sankt Josef (Sao José). Nach einer ermüdend langen Messe in der Mittagshitze, wurde die Heiligenfigur durch den Ort und auf einem Korso von geschmückten Fischerbooten, durch den Hafen gefahren. 


Danach, sicherlich der eigentliche Höhepunkt, gab es Live-Musik für alle Generationen bis späht in die Nacht. Dazu gab es Gebratenes, Gebrutzeltes, Popkorn und natürlich Alkoholisches von unzähligen kleinen Ständen. Die Strassen waren teilweise von Grillrauchschwaden eingenebelt. 


Gestern haben wir einen Ausflug nach Santa Maria gemacht, dem touristischen Zentrum von Sal. 


Eine ganz andere Welt. Weißer Sandstrand und türkisblaues Wasser, umsäumt von Hotelanlagen, Sonnenschirmen, Restaurants und Souvenirläden. 


Nach zwei Stunden sind wir im typischen hiesigen Transportmittel, einem kleinen Toyota-Bus, mit 18 Personen total überfüllt, dafür aber mit völlig ausgeleierten Stossdämpfern, zurück nach Palmeira gefahren.


Samstag, 16. März 2013

Palmeira, Sal, Kapverden, 15. März 2013

Gestern Abend sind wir hier angekommen und ankern nun in der Bucht vor dem kleinen Ort Palmeira, im Nordwesten der Insel Sal.


Am vergangenen Samstag sind wir aufgebrochen und haben San Sebastian de La Gomera nach schönen dreieinhalb Monaten verlassen. Verabschiedet wurden wir von Ulla und Ede, die damals bereits unsere Leinen angenommen hatten.


Die Überfahrt war im nachhinein betrachtet recht angenehm. Die meiste Zeit hatten wir guten Segelwind aus Nordost, also von hinten. Am letzten Tag haben wir den Motor mitlaufen lassen, weil der Wind schwächer wurde und wir nicht so gerne eine weitere Nacht auf See verbringen wollten. Es hat genau geklappt, um 19:30 Uhr sind wir nach sechs Tagen und fünf Nächten in die Bucht eingelaufen.
Die ersten beiden Tage unterwegs waren nicht sehr angenehm. Es dauert einfach eine Weile bis der Körper sich an die Schiffsbewegungen gewöhnt hat.
Wir fühlten uns körperlich nicht wohl, was sich natürlich auch auf den gefühlsmäßigen Zustand auswirkte. Auf was hat man sich da bloß eingelassen? Geht das Elend jetzt für immer und ewig so weiter?
Ab dem dritten Tag ging es uns allmählich besser und auch das Wohlgefühl stieg wieder deutlich an.


In den letzten drei Tagen fühlten wir uns wohl und es war ein angenehmes reisen.
Die einzige verbliebene Schwierigkeit bestand darin, dass wir erst in der letzten Nach einen für uns befriedigenden Schlafrhythmus gefunden haben, in dem wir uns zu zwei vier-Stunden-Wachen entschieden haben. Erst so konnten wir beide jeweils eine ernstzunehmende Menge Schlaf bekommen. Auf Wache hieß, die Zeit im Cockpit zu verbringen, Fahrtrichtung und Segelstellung zu beobachten, den Kartenplotter im Blick zu behalten und ab und zu einen Blick über den Horizont zu werfen. Dazu haben wir uns draußen ein Lager eingerichtet, in dem wir einigermaßen bequem die Zeit verbringen konnten. Da es wenig zu tun gab und wir nur eine Schiffssichtung hatten (ein Frachter nach Brasilien), konnten wir oft etwas dösen oder mit einer Eieruhr bewaffnet kurz einnicken.


Jetzt, im Hafen, sagen wir uns, dass wir so noch längere Zeit weiterfahren könnten.
Jetzt liegen wir also in Palmeira und waren heute Vormittag mit dem Sammeltaxi am Flughafen, wo wir wie Flugpassagiere offiziell eingereist sind.
Alle waren sehr hilfsbereit und freundlich.


Am Eindruck des Ortes hier und der Fahrt zum Hauptort und zum Flughafen machen deutlich, dass wir nicht mehr in Europa sind, sondern sehr nah an Afrika. Alles ist sehr einfach, die Läden klein, vor dem Wasserhaus stehen die Kanister Schlange, Autos gibt es wenig aber dafür Sammeltaxis mit einer unklaren Höchstzahl der mitfahrenden Passagiere.


Wir werden uns zunächst etwas einleben und in ein paar Tagen weiter zur nächsten Insel fahren.
Bedanken wollen wir uns bei Carsten aus Wedel, der uns mit Wetterdaten versorgt hat. Das gibt ein beruhigendes Gefühl.
Vielen Dank auch an Tochter Lena, die unseren kleinen Tagesberichte in den Blog übertragen hat.
Außerdem bei den "Seelotsen" Funkamateure Christoph und Thierry, mit denen wir täglich Kontakt hatten und in allen möglichen Fragen eingehend beraten wurden.


Einige Schäden haben wir zu beklagen: ein gebrochener Block, ein Wackelkontakt im Plotterdisplay, schwächelnde Stromversorgung wegen Übergangswiederstände und anderes. Natürlich auch verhedderte Leinen, wie dieser überraschende Blick aus dem Fenster zeigt.


Sonntag, 10. März 2013

Überfahrt zu den Kapverden

[Fr, 15.03. Die zwei sind inzwischen in Sal eingetroffen und werden sich bald melden.] 

Mi, 13.03. 8:00 Uhr UTC. 19 47 N, 21 15 W.
Jetzt haben wir 550 Seemeilen im Kielwasser und wir versuchen auszurechnen, wann wir in Sal ankommen werden. Bei gutem Tempo könnte es Donnerstagabend klappen. Leider wird der Wind langsam schwächer. Noch laufen wir aber knapp 6 Knoten.
In der letzten Nacht haben wir abwechselnd einige Stunden schlafen können. Oder wir liegen in Decken gehüllt im Kockpit und dösen vor uns hin. Seit Gomera nur ein Schiff gesehen.

Di, 12.03. 8:00 Uhr UTC. 21 48 N, 20 12 W, noch 340 Meilen bis Sal.
Nachdem wir Gestern einen windigen und schaukeligen Tag hatten, läuft es jetzt seit Stunden sehr gut. In der letzten Nacht nahm der Wind etwas ab und kam wieder mehr von Achtern. Die Genua wurde wieder nach Backbord ausgebaumt und es begann eine angenehm rauschende Fahrt, bie bis jetzt anhält. So kann es gerne weitergehen. Petra liegt noch in der Koje. Gleich wollen wir unsere Lebensqualität mit einem richtigen Frühstück weiter verbessern.

Mo, 11.03. Der dritte Tag auf See ist vor zwei Stunden angebrochen. Ein Drittel ist geschafft.
Nachdem wir gestern tagsüber eine vergleichsweise ruhige Fahrt hatten, zeitweise mussten wir den Motor mitlaufen lassen, kam gestern Abend der Wind zurück. Mitten in der Nacht musste gerefft werden. Aktuell 5, teilweise 6 Bf aus Ost.
Petra geht es besser. Sie will heute etwas anderes als Zwieback essen.Wir bemühen uns um Routine an Bord. Noch haben wir keine. Die Stimmung wird aber langsam besser. Seit Gomera nur ein Schiff gesichtet. Funkkontakt zu Christoph aus Kiel und Werner auf Sturdy, die weiter im Westen unterwegs sind.

So, 10.03., 7:00 Uhr. Noch keine "Seebeine", Petra richtig krank. Kein Schlaf. Die erste Nacht macht trotz Sternenhimmel und Delfinbesuch keinen Spass. Wechselnde Winde direkt von hinten bescheren uns Schaukelei und Segelschlagen. Trotzdem kommen wir gut voran: 125 sm seit San Sebastian in 19 Stunden. Gerade ist die Sonne aufgegangen. Das wird unseren Lebensgeistern Aufwind geben.

Freitag, 8. März 2013

San Sebastian de La Gomera, 8. März 2013



Die letzten zwei Wochen waren etwas aufwühlend. Zunächst hatten wir mal wieder die Frage schwer bewegt, wie die Reise nun weitergehen soll. Im Dezember hatten wir uns ja für die Weiterfahrt entschieden, die aber erst im Mai stattfinden sollte. Das war ja noch lange hin. Langsam dämmerte es uns, dass die Warterei hier zu lange wird und dass die Wetterbedingungen auf der Weiterreise im Laufe des Sommers etwas anstrengender werden könnten. Dazu kam natürlich auch so etwas wie die Angst vor der eigenen Courage. Damit stellte sich die Frage, ob die Rückfahrt nach Europa, eigentlich der ursprüngliche Plan, nicht doch wesentlich entspannter sei.
Nach einer Reihe von Gesprächen und Überlegungen haben wir uns doch für die Weiterfahrt entschieden, allerdings dann bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit. Damit kehrte wieder Sicherheit bei uns ein.
Der gebuchte Flug nach Deutschland im April ließ sich nicht mehr rückgängig machen, er musste daran glauben.
Als dieser Punkt geklärt war, ging eines Abends beim Kartenspielen (Schwimmen) mit Werner und Siegfried der Bilgenalarm los. Wasser im Schiff. Nach einigem probieren war klar: es war Süßwasser. Unser großer Wassertank hatte ein Riss in der Schweißnaht. Also Tank freilegen und Andy, der Alleskönner von San Sebastian bitten, die Naht wieder zu schweißen, was er mit Erfolg erledigt hat. Als nächstes stellte sich heraus, dass ein kleiner Stahltopf im Seewasserkühlsystem einen Riss hatte. Es tropfte Seewasser auf den Motor. Also raus damit und wieder zu Andy. Auch diese Aufgabe (die verrostete Stelle herausschneiden und ein neues Stück Blech einschweißen) hat er schnell und gut gemacht.



Als nächstes, ein erfreuliches Ereignis. Jens ist für neun Tage zu Besuch gekommen. Wir haben einiges zusammen unternommen, viel geredet und beraten. 


Es war eine schöne Zeit. Allerdings konnte er einem schon etwas Leid tun: erst zwei Tage krank und dann schlug das Wetter nachhaltig um.
Wolken, Regen und kühler Wind fielen genau in die wenigen Tage, in denen der Nordeuropäer sich eigentlich nach Sonne und Sandalen sehnt.
Das waren die Vorboten für das nächste Ereignis: Sturm über Gomera!
Zwei Tage lang starker Wind und kräftiger Regen. Die Fähre musste bis nach Santa Cruz ausweichen, weil sie in keinem anderen Hafen anlegen konnte, Schiffe und Boote aus den Nachbarhäfen haben in San Sebastian Zuflucht gesucht, Steinschlag und Sturzbäche aller Orten. Danach wurde überall gefegt und aufgeräumt.



Nun ist das Sturmtief abgezogen und es ist warm und windstill. Morgen soll sich wieder der übliche Nordostwind einstellen und wir fahren ab. Zunächst wohl bei schwachen Winden, das ist uns nur recht.
Zu den Kapverden werden wir sechs bis sieben Tage unterwegs sein, es kann auch ein bischen Mehr sein, wenn der Wind schwach bleibt.
Diesel, Wasser und Lebensmittel sind gebunkert. Jetzt haben wir noch einige Kleinigkeiten auf unserer Liste und den unvermeidlichen Kloß im Hals. Es wird Wirklichkeit.
Unterwegs wollen wir uns mit kurzen Positionsmeldungen und Lageberichten melden. Diese werde ich per Amateurfunk an Tochter Lena senden, die sie dann in unseren Blog übertragen wird. Hoffentlich klappt es.
Wenn nicht, kommt der nächste Bericht dann eben von den Kapverden.