Freitag, 8. März 2013

San Sebastian de La Gomera, 8. März 2013



Die letzten zwei Wochen waren etwas aufwühlend. Zunächst hatten wir mal wieder die Frage schwer bewegt, wie die Reise nun weitergehen soll. Im Dezember hatten wir uns ja für die Weiterfahrt entschieden, die aber erst im Mai stattfinden sollte. Das war ja noch lange hin. Langsam dämmerte es uns, dass die Warterei hier zu lange wird und dass die Wetterbedingungen auf der Weiterreise im Laufe des Sommers etwas anstrengender werden könnten. Dazu kam natürlich auch so etwas wie die Angst vor der eigenen Courage. Damit stellte sich die Frage, ob die Rückfahrt nach Europa, eigentlich der ursprüngliche Plan, nicht doch wesentlich entspannter sei.
Nach einer Reihe von Gesprächen und Überlegungen haben wir uns doch für die Weiterfahrt entschieden, allerdings dann bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit. Damit kehrte wieder Sicherheit bei uns ein.
Der gebuchte Flug nach Deutschland im April ließ sich nicht mehr rückgängig machen, er musste daran glauben.
Als dieser Punkt geklärt war, ging eines Abends beim Kartenspielen (Schwimmen) mit Werner und Siegfried der Bilgenalarm los. Wasser im Schiff. Nach einigem probieren war klar: es war Süßwasser. Unser großer Wassertank hatte ein Riss in der Schweißnaht. Also Tank freilegen und Andy, der Alleskönner von San Sebastian bitten, die Naht wieder zu schweißen, was er mit Erfolg erledigt hat. Als nächstes stellte sich heraus, dass ein kleiner Stahltopf im Seewasserkühlsystem einen Riss hatte. Es tropfte Seewasser auf den Motor. Also raus damit und wieder zu Andy. Auch diese Aufgabe (die verrostete Stelle herausschneiden und ein neues Stück Blech einschweißen) hat er schnell und gut gemacht.



Als nächstes, ein erfreuliches Ereignis. Jens ist für neun Tage zu Besuch gekommen. Wir haben einiges zusammen unternommen, viel geredet und beraten. 


Es war eine schöne Zeit. Allerdings konnte er einem schon etwas Leid tun: erst zwei Tage krank und dann schlug das Wetter nachhaltig um.
Wolken, Regen und kühler Wind fielen genau in die wenigen Tage, in denen der Nordeuropäer sich eigentlich nach Sonne und Sandalen sehnt.
Das waren die Vorboten für das nächste Ereignis: Sturm über Gomera!
Zwei Tage lang starker Wind und kräftiger Regen. Die Fähre musste bis nach Santa Cruz ausweichen, weil sie in keinem anderen Hafen anlegen konnte, Schiffe und Boote aus den Nachbarhäfen haben in San Sebastian Zuflucht gesucht, Steinschlag und Sturzbäche aller Orten. Danach wurde überall gefegt und aufgeräumt.



Nun ist das Sturmtief abgezogen und es ist warm und windstill. Morgen soll sich wieder der übliche Nordostwind einstellen und wir fahren ab. Zunächst wohl bei schwachen Winden, das ist uns nur recht.
Zu den Kapverden werden wir sechs bis sieben Tage unterwegs sein, es kann auch ein bischen Mehr sein, wenn der Wind schwach bleibt.
Diesel, Wasser und Lebensmittel sind gebunkert. Jetzt haben wir noch einige Kleinigkeiten auf unserer Liste und den unvermeidlichen Kloß im Hals. Es wird Wirklichkeit.
Unterwegs wollen wir uns mit kurzen Positionsmeldungen und Lageberichten melden. Diese werde ich per Amateurfunk an Tochter Lena senden, die sie dann in unseren Blog übertragen wird. Hoffentlich klappt es.
Wenn nicht, kommt der nächste Bericht dann eben von den Kapverden.

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